zurück     |       |   Seite drucken    

                        Pegasus-Onlinezeitschrift V/2+3 (2005), 14

Bernd Linke

Jenseits von Petron und Apuleius:
Die Acta Pauli et Theclae
als Romanlektüre in der 11. Klasse


Zur vollständigen Lektüre benötigen Sie den Font Athenian, den sich hier herunterladen


Das didaktische Problem

Der neue Berliner Rahmenplan für das Fach Latein in der Gymnasialen Oberstufe hält für den Unterrichtenden einige Neuerungen bereit, deren Bildungswert und Plausibilität sich wohl erst nach einigen Durchgängen recht beurteilen lassen. Dies gilt auch für die bedingte Vorgabe, in der 11. Klassenstufe einen „antiken Roman“ zu behandeln(1) .

Die Lektüre eines antiken lateinischen Romans möglich, aber nicht verbindlich zu machen, konnte sich bisher auch auf gute Gründe stützen:Der Begriff „Roman“ ist missverständlich: Bei den als „Roman“ bezeichneten antiken Texten handelt es sich nicht um Exemplare der uns bekannten epischen Schlüsselgattung des 19. und 20. Jahrhunderts. Der antike Roman ist eine randständige Gattung gänzlich anderen geistigen Anspruchs. Das Unterrichtsvolumen in der GO ist begrenzt. Die Schülerinnen und Schüler sollten zunächst (und im Grundkurs wohl besser ausschließlich) mit bedeutenderen und wirkmächtigeren Texten und Gattungen bekannt gemacht werden. Die Werkauswahl ist gleichfalls begrenzt, und die beiden Werke, die bisher vorgeschlagen worden sind, nämlich Petrons Satyricon und die Metamorphosen des Apuleius bieten fachdidaktisch etliche Probleme: Ein nichtklassisches, oft abseitiges Vokabular, hier der fragmentarische Charakter, dort Schwierigkeit und Länge des Textes(2), insgesamt also eine didaktische Sperrigkeit, die in der Regel zu einem ungünstigen Verhältnis von Arbeitsaufwand und Bildungsergebnis führt.

Nun also können wir in der 11. Klassenstufe den antiken lateinischen Roman behandeln. Und hier ergeben sich weitere Probleme: Zwar mag die sprachliche Kompetenz von L1-Schülerinnen und -Schülern ausreichend sein, die Schwierigkeiten der beiden bisher vorgeschlagenen und auch im neuen Rahmenplan aufgeführten Texte zu bewältigen. L2 - Schülerinnen und -Schüler haben jedoch auch noch in der 11. Klassenstufe in der Regel einigen grammatischen Übungsbedarf und Defizite in der Technik der Texterschließung. Werden dann aus organisatorischen Gründen, so wie es an meiner Schule üblich ist,  gemeinsame Kurse für L2- und L3-Schülerinnen und Schüler eingerichtet, dürfte auch in einem Profilkurs die Behandlung von Petron oder Apuleius nicht mehr geraten erscheinen.


                                       Pegasus-Onlinezeitschrift V/2+3 (2005), 15

Was aber dann? Verschiedentlich ist auf die Historia Apollonii hingewiesen worden. Ein großer Lehrbuchverlag bietet eine kommentierte Ausgabe für die Hand des Schülers an(3); an meiner Schule ist die Lektüre dieses antiken Unterhaltungsromans in einem Profilkurs durchgeführt worden. Es hat sich gezeigt, dass im Hinblick auf das sprachliche Niveau dieser Roman für L2- und L3- Schülerinnen und Schüler einer 11. Klasse durchaus angemessen ist; es ist aber auch deutlich geworden, dass im Rahmen der Profilkursarbeit eine Textauswahl getroffen werden musste, die Schrift also nicht in Gänze gelesen werden konnte. Und es wurde deutlich, dass die Motivlage der Schülerinnen und Schüler bei allem Leseeifer von Spannung über Erheiterung wegen all der Unwahrscheinlichkeiten und geballten Schicksalsschläge, die der Text anbietet, hin zu Enttäuschung über das geistige Anspruchsniveau wanderte: Zu viel Kolportage, zu sehr Groschenheftchen, zu platt in den Augen der Schüler. Dies wird dem Lateinlehrer bei der Lektüre des Alexanderromans des Curtius Rufus nicht passieren. Doch kann er allenfalls in Ausschnitten gelesen werden und weist zudem ein Niveau sprachlicher Schwierigkeit auf, das L3-Schüler auf Dauer überfordern und demotivieren kann.

Verabschieden wir uns daher von nichtchristlichen Autoren und wenden uns der literarischen Produktion der christlichen Antike zu, so erschließt sich uns hier ein Feld von Texten, die sowohl nach Länge und sprachlicher Schwierigkeit geeigneter sind als die oben besprochenen Texte als auch im Hinblick auf ihre Wirkungsgeschichte im christlichen Europa von hohem Interesse sein können. Suchen wir Texte, die in Annäherung den Erfordernissen der Gattung „antiker Roman“ entsprechen, so stoßen wir zunächst auf das umfangreiche und verzweigte Corpus der Evangelien, besonders aber der Actus des NT und der sog. Apokryphen(4). Freilich: Alle Texte dieser Art wurden zunächst in griechischer Sprache verfasst. Was wir in lateinischer Sprache besitzen, ist Übersetzung. Damit sind diese lateinischen Acta und Evangelien zwar antike Texte, jedoch keine Originale.

Einwände gegen die Behandlung von lateinischen Übersetzungen im Lateinunterricht scheinen mir jedoch nicht unausräumbar zu sein:

  • Die Rahmenpläne für das Fach Latein in Berlin empfehlen schon jetzt lateinische Übersetzungen griechischer Originale: Texte der Vulgata(5).

  • Originale qualitativ gegenüber Bearbeitungen, also auch Übersetzungen hervorzuheben, verfehlt die Eigenart literarischer Diskurse in der Antike. Die emphatische und einseitige Wertschätzung des Originals, die Abwertung des Nichtoriginären ist dagegen Ausdruck veränderter literarischer Produktionsbedingungen in der Neuzeit.

  • Die geistesgeschichtliche Wirkmächtigkeit der in Rede stehenden Texte hat sich in unserem Kulturkreis bis zum Beginn der Neuzeit – und auch noch danach – zum guten Teil gerade über die lateinischen und volkssprachlichen Übersetzungen entfaltet, kaum über die griechischen Originale.

  • Übersetzen, Fremdes durch hermeneutische Prozesse unterschiedlicher Form sich aneignen, ist hingegen Kern römischer, sich lateinisch ausdrückender antiker Kultur. Wir befinden uns bei der Behandlung von Übersetzungen im Lateinunterricht also auf heimischem Pflaster.

  • Wie Übersetzung vonstatten geht, kann der Schüler heute nur noch im Latein- und Griechischunterricht erleben: Die modernen Fremdsprachen verzichten auf das Übersetzen weitgehend. Gut also, wenn das, was beim Übersetzen vor sich geht und was es so schwierig macht, im Unterricht auch an literarischen Modellen plastisch werden kann.



                                       Pegasus-Onlinezeitschrift V/2+3 (2005), 16

Die Acta Pauli et Theclae als Schullektüre

Eine lateinische Version eines romanhaften christlichen Textes also. Die Vulgata-Version der lukanischen Actus apostolorum verbot sich mir von vornherein: Sie als Roman zu lesen erfordert einige Verrenkungen; den Schülerinnen und Schülern liegt dieser Text zu nahe am Fach Religion, in immer noch fast jedem Haushalt liegt die ‚Klatsche’ bereit, und die Sekundärliteratur ist vollends fast ausschließlich theologisch. Andere Texte dieser Art jedoch wie apokryphe Apostelakten, Kindheitsevangelien oder andere evangelienartige Texte, sind nicht nur recht abgelegen, sondern, wie ich erfahren musste, oft auch literarisch und sprachlich dürftig, in der Reihung von Wundern und Predigten wenig spannend und im Hinblick auf den geistesgeschichtlichen Hintergrund öfter gnostisierend. Auf solche religionsgeschichtlichen Bezüge wollte ich im Unterricht aber grundsätzlich nicht Bezug nehmen. In diesem großen Felde literarischer Tristesse stach für mich ein Text positiv ins Auge: Die Acta Pauli et Theclae – zunächst der griechische Text in der Ausgabe von Lipsius/Bonnet(6) und dann auch die Ausgabe der lateinischen Versionen von Oskar v. Gebhardt(7) zeigten keine der ermüdenden Nachteile, die den anderen inspizierten Texten dieser Gattung eigen sind.

Die Geschichte der Protomärtyrerin Thekla sei im Überblick vorgestellt:
In Ikonium hört die junge, knapp vor der Hochzeit mit Tamirus stehende Thekla aus ihrem Fenster den Apostel Paulus im benachbarten Haus des Onesiforus über die Enthaltsamkeit predigen. Sie ist so fasziniert, dass sie schließlich von ihrem Verlobten nichts mehr wissen will. Wütend zerrt er, unterstützt von Theoklia, der Mutter der Thekla, Paulus und Thekla vor den Stuhl des  Statthalters Cestilus. Dieser lässt Paulus einkerkern, auspeitschen und der Stadt verweisen, Thekla aber soll öffentlich verbrannt werden. Durch ein Wunder entgeht sie dem Feuertod und reist mit Paulus nach Antiochia (wohl eher in Pisidien als in Syrien(8) ). Dort verliebt sich der einflussreiche Alexander in sie, stellt ihr nach – und es kommt zum Eklat: Thekla verbittet sich seine Nachstellungen, zerreißt ihm in Rage seinen Mantel und blamiert ihn so in aller Öffentlichkeit. Thekla wird ad bestias verurteilt. Sie lebt bis zum Tage des Tierkampfes bei Tryphaena, einer Verwandten des Kaisers. Tryphaena gewinnt sie lieb: Thekla ersetzt ihr ihre verstorbene Tochter Falconilla.


                                       Pegasus-Onlinezeitschrift V/2+3 (2005), 17

In der Arena wird Thekla auf wundersame Weise mehrfach gerettet und vollzieht die Selbsttaufe. Als bekannt wird, dass Tryphaena vor Angst und Schmerz in Ohnmacht gefallen ist, wird der Tierkampf abgebrochen in Sorge, dass der Kaiser vom Leid seiner Verwandten erfährt. Thekla wird entlassen und beginnt zu predigen. Sie trifft Paulus in Smyrna, reist zurück nach Ikonium und rekapituliert ihr Schicksal an den Orten ihrer Bekehrung.(9)

Die Acta Pauli et Theclae haben, wie oben bereits ausgeführt, gegenüber den meisten im Lateinunterricht behandelten Prosatexten den Vorzug, bei einiger Konzentration der Arbeit als Ganzschrift gelesen werden zu können: Der Text umfasst ca. 3500 Wörter.  Das entspricht grosso modo dem Umfang des Bellum Helveticum (Caes. b.g. 1, 1-29). Die Sprache ist, abgesehen von einigen spätantiken Eigenheiten (konjunktionale Nebensätze mit „quia“ ersetzen z.T. den AcI, ausgedehnter periphrastischer Gebrauch des Part. Fut), recht einfach. Die Schüler erleben, dass ein lateinischer Text auch gelesen werden kann und nicht nur in mühsamer Rekonstruktionsarbeit errungen werden muss.

Der Text eröffnet inhaltlich eine Reihe von Perspektiven.

  • Er weist deutlich Elemente der literarischen Gattung des antiken Romans aus: Die Heldin des Romans steht die unwahrscheinlichsten Gefahren durch, wird gerettet und erlangt ihr persönliches Heil. Dramatische dialogische Partien wechseln mit narrativen Partien und Reden (hier zumeist Predigten); Verrat und Intrige treffen aufrechte Menschen von untadeliger Haltung; realistische Alltagsszenen wachsen sich aus zu Szenarien der Wunderkumulation(10) .

  • In den Theklaroman ist die literarische Form der Märtyrerakte so eingearbeitet, dass der Text z.T. den Titel Passio trägt. Verfolgung, Martyrium, Tierkampf der verfolgten Christin werden nach allen Regeln der Gattung und der dazu gehörenden wundersamen Steigerungen vor Augen geführt.

  • Der Text thematisiert in erzählungsleitender Funktion und in affirmativer Absicht die sexuelle Enthaltsamkeit, also Enkratie als spezifische Form asketischen Lebens(11) .

  • Ebenso aber weist er einen deutlichen erotischen Subtext auf: Zwischen Paulus und Thekla knistert es, sobald sie sich sehen: Thekla liebt Paulus, auf welche Weise und wie kompliziert auch immer, und Paulus hat Sorge wegen der Versuchung, die ihm durch Thekla widerfahren könnte(12) .

  • Im Theklaroman werden Frauen in für die christliche Literatur der Antike seltener Weise in den Mittelpunkt gestellt(13) : Thekla ist die Heldin des Romans, sie vollzieht die Selbsttaufe und predigt(14) (was seit Tertullian in der Spätantike zu theologischem ‚Stirnrunzeln’ führte(15) ), die Frauen von Antiochia üben sich im Zusammenhang mit dem Prozess und dem Tierkampf der Thekla in nicht nur passiver Resistenz(16).

  • Im Theklaroman wird die Geographisierung der Heilsbedeutungen, wie sie sich später in der Landkarte heiliger Orte und der Praxis der Pilgerfahrt entfaltete, angedeutet, in der darauf basierenden Theklatradition schließlich konkretisiert: Die Orte, an denen Thekla wirkte, werden seit der Spätantike selbst zu Zielen von Pilgerfahrten(17).

  • Die komplizierte Überlieferungsgeschichte führt Schülern nicht nur vor Augen, in welcher Form antike Texte in der Regel auf uns gekommen sind, sondern verdeutlicht ihnen auch, wie Übersetzen auch ein produktiver Prozess der Anverwandlung von Fremdem ist.

 

                                       Pegasus-Onlinezeitschrift V/2+3 (2005), 18

Probleme der Textkonstruktion

Die Acta Pauli et Theclae (auch: Passio S. Theclae), der Text also, den ich für die Behandlung in einem Profilkurs Latein für L2- und L3-Schüler ausgewählt habe, ist in griechischer Sprache um die Mitte des 2. Jh. n. Chr. entstanden(18). Tertullian, der sich übrigens über ihn kritisch äußert, ist er um 200 n. Chr. bereits bekannt(19). Die Acta Theclae haben ursprünglich in engem Zusammenhang mit den Acta Pauli gestanden, sind aus diesem Zusammenhang jedoch früh gelöst worden(20) und, sicherlich auch wegen der großen Beliebtheit der Theklageschichte und der Einordnung seiner Schauplätze in die heilige Geographie der Wunder- und Pilgerstätten, selbständig überliefert worden(21) , während die Texte, die ursprünglich den größeren Rahmen bildeten, fragmentiert und unvollständiger Überlieferung anheimgefallen sind. Wie die Komplexität und Schwierigkeit der kritischen Textrekonstruktion zeigt, sind die Acta Theclae in der Spätantike häufig in die geläufigen Verkehrssprachen (Syrisch, Koptisch) übersetzt und bearbeitet worden(22). Die griechische Textfassung, wie sie in den letzten 120 Jahren mehrfach herausgegeben worden ist (ich habe die Ausgabe von Bonnet/Lipsius benutzt) und an der aussichtsreich weiter gearbeitet wird(23), bietet also insofern Schwierigkeiten, als sie an etlichen Stellen die ursprüngliche Fassung offensichtlich weniger treu bewahrt hat als die früh anzusetzende syrische Übersetzung und selbst etliche lateinische Übersetzungen(24).

Wann die durchweg anonymen lateinischen Übersetzungen  entstanden sind, lässt sich nach gegenwärtiger, im Hinblick auf sie nach wie vor unbefriedigender Forschungslage kaum bestimmen. Oskar v. Gebhardt, der die lateinischen Versionen herausgegeben hat, äußert sich sehr zurückhaltend und plädiert für ihre Entstehung im 5. Jahrhundert, vielleicht früher(25). Er macht an etlichen Beispielen plausibel, dass in der Textgeschichte der lateinischen Versionen immer wieder auf die (oder vorsichtiger: eine) griechische Version zurückgegriffen worden ist. Diese Praxis der Verwendung griechischer Versionen, eine äußerst freizügige Form des Emendierens, der Kontamination mehrerer lateinischer Versionen beim Kopieren, der Textveränderung durch Auslassung und Hinzufügung haben nun eine derartig wild wuchernde Textüberlieferung hervorgebracht, dass sich v. Gebhardt außer Stande sah, in seiner Ausgabe einen einheitlichen Standardtext zu publizieren. Vielmehr legt er – nicht eingerechnet einige Kurzfassungen, von denen eine Version der Geschichte der Thekla in der Legenda Aurea zugrunde liegt – synoptisch acht Versionen vor, die sich z.T. beträchtlich voneinander unterscheiden, auch je unterschiedliche Fehler aufweisen und offensichtlich unterschiedliche griechische Vorlagen benutzt haben.


                                       Pegasus-Onlinezeitschrift V/2+3 (2005), 19

Ich hatte also nicht nur einen lateinischen Text durch schonende Bearbeitung und Emendation unterrichtstauglich zu machen, sondern überhaupt erst einen plausiblen, widerspruchsfreien, lesbaren und – soweit dies überhaupt erreichbar ist – der griechischen Version nahe stehenden Text herzustellen. Ich habe als Grundlage die von Gebhardt mit dem Sigel „Ba“ bezeichnete Textfassung herangezogen(26) , musste jedoch oft auf die Fassungen anderer Überlieferungsstränge zurückgreifen, sei es, um Lücken zu füllen, sei es, um einen engeren Anschluss an die griechische Version herzustellen, sei es, um offensichtliche sachliche oder grammatische Fehler zu korrigieren, sei es vereinzelt, um die literarische Stringenz und Komplexität des Textes zu sichern. Der im Anhang präsentierte, dem Unterricht zugrunde liegende Text weist im Einzelnen die Veränderungen aus, die ich an der Textfassung Ba vorgenommen habe.

 

Der didaktische Wert des Textes

Die Entscheidung, eine lateinische Version der Acta Theclae zu lesen, stützte sich demnach – außer der auch in didaktischen Fragen wesentlichen ‚Bauchentscheidung’ – auf folgende Argumente:
Ich wollte den Schülerinnen und Schülern – wenigstens einmal in ihrem Schulleben – die Lektüre einer Ganzschrift ermöglichen.
Ich musste im Hinblick auf die Tatsache, dass auch ein L3-Schüler Mitglied des Kurses war, für den ich die Unterrichtsreihe projektierte, darauf achten, einen sprachlich nicht zu schwierigen Text auszuwählen.
Der Text musste geeignet sein, in freieren, der Selbstorganisation der Schülerinnen und Schüler dienlichen Unterrichtsformen ohne unterrichtstaktische Engführung bearbeitet zu werden, wie ich und meine Kolleginnen an meiner Schule seit längerem ab der 10. Klassenstufe erfolgreich arbeiten.
Der Text musste auch für den durchschnittlichen 16- bis 17jährigen Schüler spannend bleiben, wenn er mit Aussicht auf Erfolg als ganzer erarbeitet werden soll.
Der Text musste inhaltliche Bezüge aufweisen, die es ermöglichen, den Schülerinnen und Schülern zu eröffnen, womit sich denn das Fach Latein und die Disziplin der Klassischen Philologie überhaupt beschäftigen.
Schließlich will ich noch zwei unterrichtspraktische Gründe nennen:
Es ist recht unwahrscheinlich, dass dieser Text in den letzten 200 Jahren an einem Gymnasium gelesen worden ist. Ihn also erstmals im Unterricht zu behandeln und dies den Schülerinnen und Schülern von vornherein begreiflich zu machen, erzeugt Neugier, auch Stolz und damit einen zusätzlichen Motivationsschub.


                                       Pegasus-Onlinezeitschrift V/2+3 (2005), 20

Es existieren zwar zwei gut lesbare und gefällige deutsche Übersetzungen der griechischen Version auf den Basis der Ausgabe von Lipsius/Bonnet(27), doch weichen die lateinischen Versionen z.T. von dem uns zur Verfügung stehenden griechischen Text ab. Das bedeutet, dass eine deutsche Übersetzung des behandelten lateinischen Textes nicht existiert, weder gedruckt noch im Internet. Negativ gesprochen heißt das, dass den Schülern keine ‚Klatsche’ zur Verfügung steht – sie könnten bei der Benutzung der beiden deutschen Übersetzungen der griechischen Version durchaus hereinfallen! –, positiv gesprochen wissen die Schülerinnen und Schüler damit auch, dass sie eine deutsche Erstübersetzung unseres lateinischen Textes erarbeiten – noch ein Motivationsschub!

 

Die Durchführung der Unterrichtsreihe – Lektürearbeit

Ich habe die Acta Theclae im 2. Halbjahr 2004/2005 in einem Profilkurs Latein der Paulsen-Oberschule (Berlin-Steglitz) gelesen. Der Kurs bestand zunächst aus acht, dann aus sieben Schülerinnen und Schülern; davon waren sechs L2- und ein L3-Schüler. Das nach Schulterminplanung zur Verfügung stehende Zeitbudget bestand aus 16 Doppelstunden.

Im Mittelpunkt der Kursarbeit stand die Lektürearbeit. Das klingt banal, hat aber planerisch weitreichende Konsequenzen. Lektürearbeit bedeutet, wie ich oben bereits dargelegt habe, die Lektüre der Ganzschrift. Und Lektüre unter den Zielsetzungen des Profilkurses bedeutet möglichst selbsttätige Lektüre- und Übersetzungsarbeit der Schüler; ich habe daher von vornherein auf Engsteuerung der Unterrichtsarbeit und lehrerzentrierte Aktionsformen verzichtet. Für die Lektüre- und Übersetzungstätigkeit der Schülerinnen und Schüler waren vielmehr zwei unterschiedliche Arbeitsformen vorgesehen: Im ersten Teil der Arbeit – im Text bis zum Ende des ersten Martyriums – formierten sich die Schülerinnen und Schüler in zwei Kleingruppen, die weitgehend selbständig parallel (und damit in einer freundlichen Wettbewerbssituation) arbeiteten. Einziges Hilfsmittel war zunächst das in unserer Schule benutzte Stowasser-Schülerwörterbuch; nach kurzer Zeit erbaten die Schülerinnen und Schüler zur Beschleunigung der Arbeit von mir einfachste Vokabellisten besonders derjenigen Vokabeln des Textes, die ihnen keinesfalls bekannt oder höchstwahrscheinlich völlig unbekannt waren. Mit Hilfe dieser Listen konnten sie die Lexikonarbeit auf Zweifelsfälle und die Ergründung von Verwendungsalternativen reduzieren. Meine Aufgabe beschränkte sich darauf, die Arbeit der beiden Gruppen zu beobachten, wenn nötig fehlerhaften Ansätzen entgegen zu steuern, gegebenenfalls grammatisch zu kommentieren, die Schülerinnen und Schüler stetig zur Beobachtung von Sprache, Inhalt und literarischer Struktur anzuhalten und an einigen Stellen vertiefende Hinweise und Materialien anzubieten (s. dazu unten) – niemals in zentraler Steuerung, sondern immer im dezentralen Gespräch je nach den Erfordernissen einer Gruppe.


                                       Pegasus-Onlinezeitschrift V/2+3 (2005), 21

Ich habe danach eine erste, lediglich aus den Lektüreerfahrungen schöpfende und nicht auf Sekundärtexten basierende Rekapitulationsphase eingeschoben: Thematik (Enkratie), literarische Form (Roman), geistes- und kulturgeschichtliche Bezüge (frühes Christentum) und der erotische Subtext konnten ergründet werden und bildeten nun für die zweite Phase der Lektüre ein klares Verständnis- und Interpretationsgerüst.

Die zweite Phase der Lektüre ab Kapitel 23 organisierte ich anders: Die Schülerinnen und Schüler arbeiteten immer noch in Kleingruppen, doch jetzt arbeitsteilig, mit engem Zeitbudget, das sie zwang, sich möglichst effizient zu organisieren und einen umfangreichen Teil der Übersetzungsarbeit nach Hause zu verlagern, mit der Auflage, den bearbeiteten Textteil nicht nur zu übersetzen und diese Übersetzung vorzutragen, sondern gegebenenfalls auch im Hinblick auf den Textzusammenhang zu kommentieren.

 

Die Durchführung der Unterrichtsreihe – Interpretationsansätze

Der letzte Teil der Unterrichtsarbeit widmete sich der Vertiefung der philologischen und geistesgeschichtlichen Bezüge.
In diesem Zusammenhang bedarf es angesichts der beschriebenen Rahmenbedingungen für unterrichtliche Zwecke unbedingt der Gewichtung, der Auswahl und der Reduktion.
Der Rahmenplan gibt den antiken Roman als Genus vor. Dies erst war ja Anlass zu didaktischen Überlegungen, die schließlich in die Wahl der apokryphen Acta Pauli et Theclae mündeten. Folglich wird das Genus „Antiker Roman“ umrisshaft behandelt. Hierzu erhielten die Schülerinnen und Schüler

  • eine Einführung über apokryphe Apostelakten („Die Acta im Rahmen der apokryphen Literatur“)

  • einen literaturgeschichtlichen Überblick von B. Kytzler über christliche fiktionale Prosa der Spätantike („Das literarische Genus 1“)

  • Einen Vergleich von Apostelakten und heidnischem Roman, angelehnt an R. Söder (Das literarische Genus 2“)

Das Verständnis der Schülerinnen und Schüler konnte sich dabei auf die Ergebnisse der ersten interpretierenden Rekapitulation des Gelesenen nach der ersten Hälfte der Lektürephase (s.o.) stützen: Das, was sie in den ihnen angebotenen zusammenfassenden Texten lasen, entsprach im Großen und Ganzen ihren Beobachtungen am Text – auch ein Erfolgserlebnis zu erfahren, dass unverstellte Beobachtung im Ansatz zu ähnlichen Ergebnissen führt wie die wissenschaftliche Analyse. Zweierlei jedoch habe ich aus Gründen der Zeitökonomie und der didaktischen Reduktion den Schülern nicht zugemutet: tatsächlich neben die Acta Pauli et Theclae eine Übersetzung eines heidnischen Romans zu legen und vergleichend zu lesen und in die wissenschaftliche Diskussion über den literarischen Charakter des antiken Romans und der Acta, die zweifellos differenzierter angelegt ist, als die Sekundärtexte suggerieren, Einblick zu nehmen.


                                       Pegasus-Onlinezeitschrift V/2+3 (2005), 22

Den zweiten Schwerpunkt der inhaltlich vertiefenden Arbeit bildet eine erste Klärung der Frage, was Wissenschaftler überhaupt mit einem solchen Text anstellen, konkreter, was die Forschung an den Acta Theclae interessiert. Dies ist nach der wissenschaftspropädeutischen Anlage von Profil- und Leistungskursen in der GO auch geboten. Ich legte den Schülerinnen und Schülern die Bibliographie des Thecla-Artikels in der Enzyklopädie des Bautz-Verlages(28) vor, die nicht nur (abgesehen von einigen Druckfehlern und Zahlendrehern) zuverlässig und umfassend ist, sondern auch den Vorzug hat, chronologisch angelegt zu sein, so dass die Schülerinnen und Schüler nicht nur einen Problemüberblick gewinnen, sondern auch den Wandel des wissenschaftlichen Interesses in den letzten 130 Jahren nachvollziehen konnten. Zudem sind weitere einfache Beobachtungen möglich, so über Medien wissenschaftlicher Kommunikation und, für Schüler, die häufig die ‚schwierigen’ Sprachen in der GO abzuwählen bereit sind, besonders instruktiv: über wissenschaftliche Verkehrssprachen! Ich habe aus den Problemkomplexen, die sich aus der Untersuchung der chronologischen Bibliographie herauskristallisierten, mit den Schülerinnen und Schülern einen Komplex genauer betrachtet, nämlich den der engeren philologischen Arbeit. Die Schülerinnen und Schüler erhielten dazu einen Informationsbogen zu Grundlagen der Textkritik und eine Kopie einer Seite aus Oscar v. Gebhardts Ausgabe (Kapitel 22). Nebenbei konnten die Schülerinnen und Schüler auch an diesem kleinen Ausschnitt erkennen, wie unterschiedlich die einzelnen lateinischen Versionen angelegt sind.

Die Behandlung dieser beiden Sachkomplexe schien mir für meine Reihe unabdingbar zu sein. Alles andere ist dann didaktische Kür – also auch das schwierige Thema Askese und Enkratie. Mit ausreichendem Zeitbudget, anderer Schwerpunktsetzung und möglichst fächerübergreifenden Perspektiven (Religion, Philosophie) kann die Behandlung enkratitischer Tendenzen in der Antike oder überhaupt in europäischer Geschichte faszinierend sein. Ich habe aus o.a. Gründen einen anderen Schwerpunkt gewählt und am Ende der Unterrichtsreihe ohne weitere Textgrundlage in einem Unterrichtsgespräch, das von Alltagserfahrungen der Schülerinnen und Schüler mit asketischen Übungen (sog. "Fasten“) ausging, ihnen unter Einstreuung kurzer lehrhafter Passagen deutlich zu machen versucht, weshalb Enkratie im 2. Jahrhundert und später für viele Menschen eine solch große Bedeutung gewinnen konnte.

 

Evaluation

Keine Unterrichtsreihe ohne Evaluation! Zunächst die Klausur: Ich wählte einen Text aus den Acta Pauli et Theclae, jedoch aus der Version Cd, der derartige Unterschiede zu der Lektüreversion aufweist, dass er als fremder Text gewertet werden muss. Keiner der Schülerinnen und Schüler kam deshalb auf die Idee, dass dieser Text bereits bekannt sein könnte! Das Ergebnis der Klausur war übrigens unauffällig und bot eine Streuung zwischen 2+ und 4+.


                                       Pegasus-Onlinezeitschrift V/2+3 (2005), 23

Am Ende der Reihe und des Halbjahres bat ich die Schülerinnen und Schüler, einen Evaluationsbogen auszufüllen. Ich erhielt sechs der sieben ausgeteilten Bögen zurück. Auf einer derartig schmalen Datenbasis lassen sich nun allenfalls grobe Tendenzen erschließen. Soweit sie überhaupt erkennbar sind, seien sie im Folgenden aufgeführt:

  • Umfang, Schwierigkeit und Anspruchsniveau der Lektüre werden als angemessen charakterisiert.

  • Die Arbeitsform des ersten Teils der Lektürearbeit wird durchgehend präferiert: Parallele selbständige Arbeit in zwei Gruppen ohne zentrale Steuerung durch den Lehrer.

  • Die Spannung bei der Lektüre gründet sich offenbar zu einem beträchtlichen Teil auch auf der Abseitigkeit des Textes.

  • Die in den Acta Theclae geschilderte Lebenswirklichkeit bietet den Schülerinnen und Schülern keine unüberwindbaren Verständnishürden. Dies mag auch daran liegen, dass die Acta Theclae überwiegend als Liebesroman und Abenteuergeschichte rezipiert worden sind; religiöse Motive des Textes störten nicht, hatten bei der Rezeption jedoch offenbar eine nachrangige Bedeutung. Eine Schülerin erkannte sogar „witzige Elemente“.

  • Abgesehen von der Frage des Aufbaus der Acta Theclae finden die vertiefenden Themenkomplexe ungefähr gleiches Interesse. Beachtlich ist, dass dies auch für das einzige aus der Lektürephase in den Evaluationsbogen übernommene Element gilt: Das „Aussehen des Paulus“ (cap. 3)(29). Ich hatte ad loc. den Schülerinnen und Schülern einige künstlerische Darstellungen des Paulus zur Verfügung gestellt – mit dem Ergebnis, dass besonders diejenigen, die die Acta Theclae abschließend als Liebesroman rezipieren sollten, zu der Schlussfolgerung kamen, es sei bemerkenswert, dass Thecla Paulus liebe, obwohl der doch so hässlich sei!

Welche Schlussfolgerungen kann ich ziehen?

  • Die Vorzüge der Arbeitsmethodik sollten noch verstärkt werden. Es kann dienlich sein, die Bearbeitung von Sekundärtexten mit weit gefassten Arbeitsaufträgen in die Lektürephase zu integrieren, die Bitte von zwei Schülern zu erfüllen, nicht nur Vokabellisten zu Beschleunigung der Lektüre, sondern darüber hinaus auch einen Kommentar zur Verfügung zu stellen und so die Selbsttätigkeit und Selbstorganisation der Schülerinnen und Schüler noch stärker herauszufordern.

  • Wenn möglich sollten fächerübergreifende Elemente verstärkt werden, gegebenenfalls  in Kooperation mit anderen Kursen/Kollegen.

  • Es lohnt sich, die Acta Theclae erneut in einem Profilkurs Latein zu lesen.

 

Bernd Linke
Paulsen-Oberschule (Berlin-Steglitz)


                                       Pegasus-Onlinezeitschrift V/2+3 (2005), 24

(1) Curriculare Vorgaben für die gymnasiale Oberstufe … Latein, gültig ab Schuljahr 2005/2006, Nr. 4.3. Im Schuljahr 2004/2005 war dieses Thema für den Profilkurs verbindlich! (Rahmenlehrplan Gymnasiale Oberstufe Fach Latein Entwurf v. 15.03.2004, Nr. 3.2.2/11.6).

(2) Die auf dem Markt befindlichen Ausgaben kürzen durchgängig, wählen einzelne Passagen aus und vereinfachen sprachlich.

(3) Niemann 1992.

(4) Zum Begriff des Apokryphen in Übersicht Rordorf 1993b, S. 144-147. Überblick: Conzelmann 1977, Sp 654ff.; Wilson 1978, S. 341ff.; zum romanhaften Charakter der Acta: Söder 1932, S. 1ff. zur älteren Diskussion; S. 216f.; Schneemelcher 61990-1997, Bd. 2, S. 74ff. mit eingehender und differenzierter Diskussion der Frage der literarischen Gattung der Acta. Zu den kanonischen Actus apostolorum des Lukas muss ich auf die umfängliche theologische Sekundärliteratur verweisen.

(5) 11.1; 11.2; Q3c4.

(6) Lipsius/Bonnet 1891, S. 235ff.

(7) Gebhardt 1902.

(8) Zur Frage, welches Antiochia gemeint sei: Schneemelcher 61990-1997, Bd. 2,  S. 199; Für das pisidische Antiochia spricht ferner, dass der Theklakult sich in der Spätantike und in frühbyzantinischer Zeit eben zwischen Pisidien und Isaurien entfaltete, die Gestalt der Hl. Thekla ggf. sogar Attribute heidnischer pisidischer Lokalgottheiten übernahm, s. Delehaye 1925, S. 54f.

(9) Zur Frage der Historizität: Rordorf 1993d, S. 46ff.

(10) Zu den romanhaften Elementen der Acta Theclae nimmt Söder 1932 eingehend Stellung S. 129-148.

(11) Im Text vor allem die Predigt des Paulus cap. 5-6. Zur christlichen Askese: Strathmann 1950ff., S. 758ff.; zur Enkratie: Chadwick 1950ff.; zum Zusammenhang von christlichen und nichtchristlichen enkratitischen Bestrebungen: Strathmann 1950ff., S. 754: tŒ ŽfrodÛsia miaÛnei (Porphyrius); zur Enkratie in heidnischen Romanen und in den Acta: Söder 1932, S. 119: „Der weltabgewandten und asketischen Strömung innerhalb des Christentums läuft eine heidnische parallel, die sie vielfach beeinflusst und sich mit ihr verbunden hat. Das christliche Enthaltsamkeitsstreben mit seinen tieferen Motiven stieß auf eine dafür empfängliche und vorbereitete Welt.“ – Zu immer wieder vermuteten gnostischen Hintergünden der Acta Theclae grundsätzlich Schneemelcher 61990-1997 Bd. 2, S. 79f.; Rordorf 1993e, S. 75ff. plädiert für montanistische Hintergründe; ohne Rückgriff auf Gnosis und Montanismus kommt aus Grant 1982, S. 84-86; 90f. („sponsa Christi“).

(12) S. im Text etwa cap. 18.19.20.25.40(!).42; s. auch Jensen 1995, S. 108-112.

(13) Dies hat besonders feministische Theologinnen motiviert, den Text neu zu interpretieren, s. z.B. Burrus 1983, wie auch andere Beiträge des Sammelbandes von MacDonald; in Deutschland Jensen 1995. Eine Übersicht kritischer Einwände gegen diese feministische Interpretation: Schneemelcher 61990-1997, Bd. 2 S. 77f.; differenziert Rordorf 1993e, S. 74

(14) Selbsttaufe: cap. 34; Predigt- und Missionstätigkeit: cap.39.43, sogar im Auftrag des Paulus cap. 41.

(15) Tert. bapt. 17; s. auch Jensen 1995, S. 93-96.

(16) cap. 27.32.33.35(!); s. auch Jensen 1995, S. 86-89.

(17) Peregrinatio Aetheriae 22f.

(18) Schneemelcher 61990-1997, Bd. 2, S. 214.

(19) S.o. Anm. 16.

(20) Zur Entstehung und zum Aufbau der Paulusakten gibt es eine jahrzehntelange Diskussion, die im 20. Jahrhundert auch durch Papyrusfunde stimuliert wurde. Zum ganzen Komplex Schneemelcher 61990-1997, Bd. 2, S. 193 ff.; zur Frage einer ursprünglich selbständigen Theklatradition ebd. S. 201 f.; Jensen 1995, S. 71 ff.; weiter zu den Acta Pauli und Einzelheiten der Theklaerzählung Rordorf 1993a; zur überlieferungsgeschichtlichen Abspaltung der Acta Theclae Rordorf 1993d, S. 44 „...that the Athl was separated from the rest of the Apl for the needs of the Thecla cult.“


                                       Pegasus-Onlinezeitschrift V/2+3 (2005), 25

(21) Zum Zusammenhang der Acta Theclae und der legendarischen Theclaüberlieferungen vgl. Aubineau 1975, S. 362.

(22) Lipsius/Bonnet 1891, S. C-CII.

(23) Rordorf 1993b, S. 148f. (neu gefundene MSS.).

(24) Allgemein Schneemelcher 61990-1997, Bd. 2, S. 73; genauere Untersuchungen zum Wert der lateinischen Übersetzungen Gebhardt 1902, S. LXXXVI – CVI.

(25) Ebd. S. XLV und bes. LXIII. Rordorf spekuliert im Zusammenhang mit Tert. bapt. 17 mit einer sehr viel früheren Entstehungszeit: Rordorf 1993c, S. 157, mit einem weiteren Argument Rordorf 1993d, S. 44.

(26) Zum Wert der Version Ba Gebhardt 1902, S. LVI ff.

(27) Jensen 1995, S. 19-39; Schneemelcher 61990-1997, Bd. 2, S. 216-224.

(28) Wesseling 1996.

(29) Nicht berücksichtigt habe ich physiognomische Überlegungen zur Beschreibung des Paulus, s. Grant 1982, s. zu einem möglichen gnostischen Hintergrund der Paulusphysiognomie im Zusammenhang mit der Frage der Abhängigkeit von den Thomasakten Devos 1951, S. 124f.


                                       Pegasus-Onlinezeitschrift V/2+3 (2005), 26

Literaturverzeichnis

Aubineau 1975 :
Aubineau M., Le panégyrique de Thècle, attribué à Jean Chrysostome (BHG 1720): la fin retrouvée d'un texte mutilé, in:  Analecta Bollandiana 93 (1975), 349-362.

Burrus 1986 :
Burrus, V., Chastity as Autonomy: Women in the Stories of the Apocryphal Acts, in: MacDonald, D. R. (Hg.), The Apocryphal Acts of Apostles (Semeia 38) Missoula 1986, 101-118.

Chadwick 1950ff.:
Chadwick, H., "Enkrateia", in: Realenzyklopädie für Antike und Christentum, Stuttgart 1950 ff., Bd. 5, 343-365.

Conzelmann 1977:
Conzelmann, H., "Apokryphen", in: Enzyklopädie des Märchens, Berlin/New York 1977, Sp. 628-662.

Delehaye 1925:
Delehaye H., Les recueils antiques des miracles des saints, in: Analecta Bollandiana 53 (1925), 49-57.

Devos 1951:
Devos, P.,  Actes de Thomas et Actes de Paul, in: Analecta Bollandiana 69 (1951), 119-130.

Gebhardt 1902:
Gebhardt, O. v., 1902: Die lateinischen Übersetzungen der Acta Pauli et Theclae nebst Fragmenten, Auszügen u. Beillagen herausgegeben (TU NF 7,2,1 [22,2,1]), Leipzig 1902.

Grant 1982:
Grant, R. M., The Description of  Paul in the Acts of Th., in: Vigiliae Christianae 36 (1982), 1-4.

Jensen 1995:
Jensen, A., Thekla - die Apostolin. Ein apokrypher Text neu entdeckt, Tübingen 1995.

Kytzler 1997 :
Kytzler, B., Fiktionale Prosa, in: Engels, L., Hofmann, H. (Hgg.), Spätantike, Wiesbaden 1997 (= Neues Handbuch der Literaturwissenschaft Bd. 4) 469-494.


                                       Pegasus-Onlinezeitschrift V/2+3 (2005), 27

Lipsius/Bonnet 1891:
Lipsius, R. A./ Bonnet, M., Acta apostolorum apocrypha, Bd. I, Leipzig 1891, S. XCIV-CVI; 235-269.

Niemann 1992:
Niemann, K.-H., Historia Apollonii regis Tyri, Stuttgart 1992.

Peterson 1949:
Peterson E., Einige Bemerkungen zum Hamburger Papyrus-Fragment der Acta Pauli, Vigiliae Christianae 3 (1949), 142-162.

Rordorf 1993a:
Rordorf, W.,  Nochmals: Paulusakten und Pastoralbriefe, in: Ders., Lex orandi – Lex credendi. Gesammelte Aufsätze zum 60. Geburtstag (Paradosis. Études de littérature et de théologie ancienne 36) Fribourg 1993, 432-448.

Rordorf 1993b:
Rordorf, W., Terra incognita. Recent Research on Christian Apocryphal Literature, especially on some Acts of Apostles, in: Ders., Lex orandi – Lex credendi. Gesammelte Aufsätze zum 60. Geburtstag (Paradosis. Études de littérature et de théologie ancienne 36), Fribourg 1993, 432-448.

Rordorf 1993c :
Rordorf, W., Tertullien et les Actes de Paul, in: Ders., Lex orandi – Lex Credendi. Gesammelte Aufsätze zum 60. Geburtstag (Paradosis. Études de littérature et de théologie ancienne 36), Fribourg 1993, 151-160.

Rordorf 1993d :
Rordorf, W., Tradition et Composition dans les Actes de Thècle. Etat de la question, in: Ders., Lex orandi – Lex Credendi. Gesammelte Aufsätze zum 60. Geburtstag (Paradosis. Études de littérature et de théologie ancienne 36), Fribourg 1993, 378-388.

Rordorf 1993e:
Rordorf, W., Was wissen wir über Plan und Absicht der Paulusakten? in: Ders., Lex orandi – Lex credendi. Gesammelte Aufsätze zum 60. Geburtstag (Paradosis. Études de littérature et de théologie ancienne 36) Fribourg 1993, 485-493.

Rush 1972 :
Rush, A. C., Death as a Spiritual Marriage: Individual and Ecclesial Eschatology: VigChr 26 (1972), 81-101.

Schneemelcher 61990-1997:
Schneemelcher, W. (Hg.),: Neutestamentliche Apokryphen, 2 Bde, Tübingen 61990-1997.


                                       Pegasus-Onlinezeitschrift V/2+3 (2005), 28

Söder 1932:
Söder, R., Die apokryphen Apostelgeschichten und die romanhafte Literatur der Antike (Würzburger Stud. z. Altertumswiss. 3), Stuttgart 1932.

Strathmann 1950ff:
Strathmann, H., "Askese", in: Realenzyklopädie für Antike und Christentum, Stuttgart. 1950ff., Bd. 1, 750-795

Wesseling 1996:
Wesseling, K.-G., "Thekla", in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, 1996, Bd. 11, Sp. 806-814 (=www.bautz.de/bbkl).

Wilson 1978:
Wilson, R. M., "Apokryphen des Neuen Testaments", in: Krause, G., Müller, G. (Hgg.), Theologische Realenzyklopädie, Bd. 3, Berlin, New York 1978, 316-362.