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                                     Pegasus-Onlinezeitschrift VI/2+3 (2006), 88

Harald Franz

Pyramus et Thisbe - ein Erlebnisbericht zur Teilnahme am Bundeswettbewerb Fremdsprachen Latein


Als ich im Oktober 2005 in der von mir unterrichteten Klasse 8b des Friedrich-Flick-Gymnasiums in Kreuztal bei Siegen den Bundeswettbewerb Fremdsprachen vorstellte, war ich guter Dinge, den einen oder anderen Schüler der motivierten Lerngruppe für eine Teilnahme anzuregen, und in der Tat: eine Handvoll Schüler zeigte sich interessiert. Zunächst galt es zu klären, ob es eine Teilnahme am Gruppen- oder am Einzelwettbewerb sein sollte. Die Schüler plädierten wie erwartet einhellig für den Gruppenwettbewerb. Im Rahmen der informellen Treffen, die mehrmals wöchentlich in der Pause und nachmittags stattfanden, wurde deutlich, dass die Schüler darstellerisch tätig werden wollten. Sie wünschten, eine tragische Liebesgeschichte zu spielen und dabei den Themenvorschlag „Mit-teilen“ nicht unberücksichtigt zu lassen.(1)

Über einen persönlichen Kontakt ergab sich für mich die Möglichkeit, den Schülern das Engagement eines professionellen Kameramannes anzubieten. Die Schüler nahmen das Angebot bereitwillig an. Nun stand noch im Raum, ob die Liebesgeschichte in einem modernen oder einem historisierten Film umgesetzt werden sollte. Die Schüler plädierten für eine Historisierung, was sicherlich auch Zweifel daran gestattet, ob die bisweilen modernistische Anbiederung mancher Lateinschulbücher ihr Ziel erreicht.
Mittlerweile war der Teilnehmerkreis auf ca. 15 Schüler angewachsen. Die Möglichkeit, im Rahmen der Klassengemeinschaft bei der Produktion eines lateinischen Films mitzuwirken, spielte zweifellos eine große Rolle für die hohe Motivation der Teilnehmer.


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Nun ergab sich für mich das Problem, wie ich eine Diskussionsgrundlage für die inhaltliche Gestaltung des Films schaffen konnte. Ich entschied mich dafür, mit den Schülern im Gespräch eine Dramaturgie zu entwickeln, zum einen, um den Zeitrahmen nicht zu sprengen (Ende Januar musste das Produkt fertig sein), zum anderen, um zu verhindern, dass durch die Offenheit thematisch geleitete Interessengemeinschaften entstehen, deren Wünsche nicht miteinander vereinbar sind. Ferner darf nicht übersehen werden, dass der Bundeswettbewerb Fremdsprachen Latein bei der Produktion der Gruppenergebnisse einen konkreten lateinischen Textbezug anpeilt.

Ovids „Pyramus et Thisbe“ schien sich mir als altersgemäße Textgrundlage anzubieten. Ich stellte den Schülern das Stück auf Deutsch zur Verfügung, und die Schüler sprachen sich begeistert dafür aus. Schließlich, so formulierte ein Schüler im Hinblick auf den Themenvorschlag „Mit-teilen“, „teilen darin Liebende ihr Leben und ihren Tod und tauschen durch die Wand Mitteilungen aus.“ Im letzten Treffen vor den Herbstferien forderte ich die teilnehmenden Schüler nun auf, konkrete Vorschläge für eine Umsetzung zu machen. Und – gratias deo ex machina! – tatsächlich brachte eine überaus engagierte Schülerin zum großen Erstaunen aller Beteiligten ein komplettes Drehbuch auf Deutsch mit:

Ovid: Pyramus und Thisbe

1. Szene

a1)

Thisbe:

Vater, Mutter, ich liebe Pyramus. Und ich bitte euch um euren Segen für unsere Hochzeit.

Vater:

Nur über meine Leiche wirst du diesen Schönling heiraten. Er ist deiner nicht würdig. Und wehe ich bekomme noch einmal mit, dass du mit diesem Herzensbrecher verkehrst, dann wird dir selbst die Gnade des Vaters der Götter nicht mehr helfen.

Mutter:

Oh meine geliebte kleine Thisbe, warum musst du nur auf so einen Taugenichts hereinfallen? Bedenke doch, welche Sorgen du deinem Vater und mir bereitest! Hast du denn jeden Respekt verloren?

Thisbe:

Aber Mutter…

Vater:

Schweig! Ich will nichts mehr hören!

Die Eltern verlassen das Zimmer.
Thisbe wirft sich weinend auf ihr Bett. (verzweifelt)

 

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a2)

Pyramus:

Meine geliebten Eltern, ich habe vor, mich zu vermählen.

Mutter:

Oh Pyramus, endlich, ich bin ja so glücklich.

Vater:

Das ist in der Tat eine erfreuliche Botschaft. Doch willst du uns nicht verraten, wer die glückliche Braut ist?

Pyramus:

Selbstverständlich will ich das, jedoch denke ich, ihr werdet mit meiner Wahl nicht ganz im Einvernehmen sein. Doch es ist mein Entschluss und ihr werdet damit leben müssen.

Mutter entsetzt.
Vater blickt düster drein.

Pyramus:

Ich werde Thisbe heiraten!

Vater:

Sag, Sohn, bist du des Wahnsinns? Es kann nicht deine aufrichtige Entscheidung sein, eine solche Hure zur Frau zu nehmen. Ich verbiete es!

Mutter:

Was, bei allen Göttern, verlangst du uns zu akzeptieren? Welch eine Schmach! Bist du denn nicht mehr Herr deiner Sinne, mein geliebter Pyramus? Haben wir dich denn nicht zu einem scharfsinnigen jungen Mann mit Intellekt erzogen? Wie kannst du uns nur so in den Rücken fallen und die Tochter dieses verdorbenen Haushaltes zur Frau nehmen?

Pyramus:

Es ist mir vollkommen egal, was ihr darüber denkt. Ob ihr euren Segen gebt oder nicht, ich werde eher sterben, als ein Leben ohne Thisbe, meine große und einzige Liebe, zu führen.

Vater:

Das werden wir ja sehen, du undankbarer Knabe! Ich werde dich eher töten, als dich in ihrem Bann zu wissen!

Der Vater verlässt wutentbrannt den Raum.
Die Mutter folgt ihm.

b)
Pyramus hängt das Bild ab und gibt das gewohnte Klopfzeichen.
Thisbe schiebt ebenfalls das Bild weg.

Pyramus:

Thisbe, mein Engel, was weinst du denn?

Thisbe:

Ich wusste, dass meine Eltern unsere Verbindung niemals zulassen würden…

Pyramus:

Thisbe, Liebste, so weine doch nicht! Wir werden schon einen Ausweg finden. Ich kann kein Leben ohne dich führen.

Thisbe:

Und was gedenkst du zu tun? Soll unser einziger Kontakt, die Verständigung durch dieses Loch sein, (spöttisch, bitter) oder hast du gar vor zu fliehen und ein ewiges Versteckspiel mit unseren Eltern zu spielen?

Pyramus:

(versucht, sie zur Besinnung zu rufen) Thisbe … - genau das werden wir tun! Wir werden alles zurücklassen und ein ganz neues Leben beginnen. Wir können all unsere Sorgen vergessen und von vorne beginnen, ohne Eltern und als freie Menschen, als Ehepaar.

Thisbe:

Das kann unmöglich dein Ernst sein, Pyramus.

Pyramus:

Doch, Teuerste, Morgen in aller Früh werden wir uns treffen. An dem Baum, der schneeweiße Früchte trägt. Von dort aus werden wir fliehen in unser gemeinsames Leben.

Thisbe:

Es klingt so schön. Ach, wäre es doch wahr! Doch will ich alles, was in meiner Macht steht, tun um ein gemeinsames Leben mit dir zu führen. Ich werde kommen, mein Geliebter. Bis dahin, bis zum Anfang unseres gemeinsamen Lebens…

So verabschieden sich die beiden.

 

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2. Szene

a)
Thisbe flieht aus ihrem Elternhaus.
Zur frühen Morgenstunde kommt sie zum Maulbeerbaum.
Doch Pyramus ist nicht da…

Thisbe:

Wo bleibt nur mein geliebter Pyra…

Thisbe erschrickt: Sie sieht eine Löwin, deren Maul mit frischem Blut beschmiert ist.
 

Thisbe:

Oh nein, eine Löwin!

Thisbe lässt ihren Schleier fallen und flieht in eine nahe gelegene Höhle.

 

b)
5 Minuten später

Pyramus kommt zum Maulbeerbaum.
 

Pyramus:

Thisbe?

Pyramus sieht Thisbes blutverschmierten Schleier.

Pyramus:

(traurig, verzweifelt, niedergeschlagen, verbittert) Oh meine angebetete Thisbe, was hat diese Bestie dir nur angetan? …  Meine geliebte Thisbe! … Ich kann ohne dich nicht leben. …  Thisbe! …  Bei allen Göttern, was ist hier nur geschehen? … Wäre ich doch nur einige Minuten früher gekommen … Thisbe … Es gibt für mich kein Leben ohne dich. … So werde ich dir in den Tod folgen…

 
Pyramus tötet sich mit seinem Schwert.


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c)
Einige Minuten später

Thisbe kehrt zurück.
Sie sieht ihren geliebten Pyramus tot am Boden liegen.

Thisbe:

(beginnt zu weinen) Oh Pyramus, mein Angebeteter, was ist nur geschehen, wie konntest du nur von mir gehen und mich alleine in dieser grausamen Welt zurücklassen? …

Thisbe küsst Pyramus.
 

Thisbe:

Pyramus, ich will kein Leben ohne dich führen … Nichts kann uns auseinanderreißen, weder das Leben, noch der Tot! … Ich bin dir bis zu diesem Punkt gefolgt und ich werde dir auch weiterhin folgen, warte auf mich, Liebster.

So folgt Thisbe ihrem Geliebten in den Tod…
(Sie rammt sich das Schwert in die Brust.)


d)
Die Leichen der beiden werden auf zwei Scheiterhaufen verbrannt.

Doch was von den zwei Scheiterhaufen übrig bleibt, ruht in einer Urne.

Nun hat die Frucht, des Baumes, nachdem sie ganz gereift ist, eine
schwarze Farbe.

Nun werden die Liebenden für Ewig und alle Zeiten vereint sein und nichts wird sie mehr entzweien können.

 

Dieses Drehbuch wurde nun zum Ausgangspunkt des Films. Es ist offensichtlich, dass das Original genau beachtet wurde. Der bei Ovid nur sehr knapp gehaltene Konflikt der Eltern mit den Verliebten ist erheblich heftiger, was möglicherweise auf das Alter der Autorin zurückzuführen ist. Alle Einzelheiten sind stimmig, lediglich der Baum fällt wie bei Ovid aus dem allgemeinen Geschehen heraus.


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Ich habe den beteiligten Schülern den Text zur Lektüre kopiert, und die Schüler haben ihn mit verteilten Rollen gelesen. Dabei ergaben sich immer wieder Rückfragen an die Autorin, andererseits aber auch konkrete Vorschläge für die Darstellung. Zu diesem Zeitpunkt entschieden sich die Schüler dafür, den Baum zu streichen.
Anschließend haben die Schüler den Text nachmittags in mühevoller Kleinarbeit mit viel Geduld, einem Wörterbuch und teilweise auch Informationen aus dem Internet (dort informierten sich die Schüler über lateinische Schimpfwörter(2)) ins Lateinische übertragen. Dabei stand ich den Schülern im Zweifelsfall zur Seite und half mit bislang unbekannten grammatischen Phänomenen aus (Deponens, Komparation, verneinter Infinitiv), die sie teilweise binnen kurzem selbst aktiv beherrschten (Superlativ). Folgende Übersetzung ist dabei entstanden:

 

Pyramus et Thisbe

Scaena prima

Thisbe:

Pater, mater, Pyramum amo. Probate, quaeso, matrimonium nostrum!

Pater:

Nullo modo! Minime! Omnino non! Te dignus non est. Vae! Si tu ei nequissimo nubis, ne Iuppiter quidem, pater caelestium, te adiuvabit.

Mater:

Heu misera, cara Thisbe. Cur a stultissimo falleris? Intellegisne nos sollicitari? Quid de virtute tua?

Thisbe:

Sed mater…

Pater:

Tace, silentium.

Parentes scaenam relinquunt. Thisbe flens lecto incidit (desperans).

Pyramus:

Parentes carissimi, uxorem ducam.

Mater:

Pyrame, felicissima sum.

Pater:

Nuntio iucundo delector. Quae erit uxor laeta?

Pyramus:

Gaudens narrabo. Puto autem vos non probare...


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Mater severe circumspicit. Pater iratissimus est.

Pyramus:

Thisben ducam.

Pater:

Dic, fili, esne demens? Serpentem ducere cupis? Audi, fili: Non probo! Veto!

Mater:

Per omnes deos! O rem miseram! Quod probrum! Nonne te educavimus magna cum diligentia? Cur filiam familiae turpissimae ducere cupis?

Pyramus:

Vita mea est! Probate nunc! Sine Thisbe non vivam.

Pater:

Quod exspectamus, ingrate, quod exspectamus…

Pater iratus decedit, mater quoque. Pyramus simulacrum adimit et pulsat. Thisbe flens advenit.

Pyramus:

Thisbe, dulcis, cur fles?

Thisbe:

Parentes matrimonium non probant.

Pyramus:

Noli flere! Consilium capiemus. Sine te non vivam!

Thisbe:

Quid facies? Eritne nobis amor per foramen? An cupis effugere?

Pyramus:

Ita, agemus. Omnia relinquemus, etiam parentes, vitam novam vivemus. Nihil curabimus!

Thisbe:

Non licet, Pyrame!

Pyramus:

Audi, dulcissima: cras conveniemus extra oppidum. Tum effugiemus in vitam communem.

Thisbe:

Audire iuvat. Sic agemus. Omnia faciam et tecum vivam. Veniam, amate, veniam. Vale, amice!

                               
Abeunt.

Scaena secunda

Thisbe effugit domo parentium. Oppidum relinquit. Sed Pyramus abest.

Thisbe:

Pyrame, amicissime … Sed - ubi est Pyramus?

Thisbe leonem videns timore commovetur.

Thisbe:

Vae, leo!

Dum Thisbe in cavernam prope sitam effugit, velamen eius a tergo cadit. Paulo post Pyramus venit et leonem fugat.

Pyramus:

Thisbe?

Pyramus velamen Thisbes videt.


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Pyramus:

(tristis, desperans): O Thisbe, amatissima, quid tibi fecit ea bestia crudelis?

 

Pyramus:

Sine te non vivam, Thisbe, per omnes deos, quid factum est hic? Sero veni! Vita mihi non est sine te. Tecum de vita decedam. In Tartaro coniuncti erimus!

Pyramus gladio se necat. Paulo post Thisbe redit et mortuum Pyramum terra iacentem videt.

Thisbe:

(flens): Quid factum est?  Quid fecisti, Pyrame? Cur me solam reliquisti in orbe tam crudeli?

Thisbe Pyramum amplectitur.

Thisbe:

Sine te non ero. Nil nos dividet, neque vita neque mors. Te semper secuta sum, te sequar etiam nunc, exspecta me!

Etiam Thisbe se gladio necat. Reliquiae amantium in una urna coniunguntur. Sic amantes nulla re divisi in aeternum coniuncti erunt.

 

Immer wieder lag es bei der Übersetzung an mir, praktikable Lösungen anzubieten, d.h. die deutsche Drehbuchvorgabe in eine dem Lateinischen näherliegende deutsche Vorgabe umzuwandeln. So stellt für Schüler im 2. Lernjahr die deutsche Wendung „Und ich bitte euch um euren Segen für unsere Hochzeit.“ (Thisbe, 1. Szene) bei der Übersetzung ins Lateinische eine fast unüberwindliche Schwierigkeit dar, während „Erlaubt bitte unsere Hochzeit“ sich leicht in „Probate, quaeso, matrimonium nostrum!“ übertragen lässt. Um die Schüler trotzdem in ihrer Selbständigkeit nicht einzuschränken, ging ich möglichst sparsam mit Ratschlägen um und folgte dem Leitsatz „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“.


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Bei der Übersetzung waren jeweils ca. fünf Schüler zugegen, eine Anzahl, die für die Arbeit am Text bestens geeignet war. Es versteht sich von selbst, dass es vor allem leistungsstarke Schüler waren, die sich an der Übersetzung des Textes ins Lateinische versuchten. Für diese interessierten Junglateiner war diese Phase eine praktikable und angemessene Fördermaßnahme.

Anschließend wurden die Rollen verteilt. Da mehrere Schülerinnen die weibliche Hauptrolle spielen wollten, fand ein regelrechtes Casting statt, bei dem die anderen Schüler über die Besetzung der Rolle entschieden. Dass ein solches Auswahlverfahren notwendig war, lässt sicherlich auch einen Rückschluss auf die hohe Motivation der Schüler zu.

Im Januar probten die Schüler die Szenen, wählten die Drehorte aus, sammelten Requisiten und erstellten so eine konkrete Planung für den Drehtag. Die Schüler und besonders die eifrigen Schülerinnen informierten sich in der Stadtbücherei über römische Kleidung und römische Frisuren und bereiteten die Masken der Darsteller vor. So ging der Drehtag zügig und gut vorbereitet vonstatten, lediglich das nasskalte Januarwetter samt Schneeregen machte den Schülern zu schaffen. Dem professionellen Kameramann sei an dieser Stelle nochmals gedankt. Ich habe seine Unterstützung gerne in Anspruch genommen, schließlich ging es bei „Pyramus et Thisbe“ in erster Linie um die sprach- und altertumskundliche Arbeit, weniger um die technische Bearbeitung.

Am Computer wurde der Film abschließend vom Kameramann geschnitten und mit Musik versehen. Er sorgte auch dafür, dass der Film wahlweise mit oder ohne Untertitel bzw. Musik zu sehen ist. Dies ermöglicht eventuell den Einsatz in verschiedenen Klassenstufen und mit unterschiedlichen Zielsetzungen. Die beteiligten Schüler waren mit dem fertigen Produkt sehr zufrieden und haben wohl, wie der Kameramann es ausdrückte, „allen Grund, stolz zu sein.“ Sie haben von Oktober bis Ende Januar mehrmals in der Woche Pausen oder Stunden nach Unterrichtsschluss geopfert, um gemeinsam eine Leistung in lateinischer Sprache zu vollbringen. Ich persönlich zolle den Schülern Respekt dafür, dass ihnen dabei nicht die Puste ausging und aus ihrem Kreis immer neue, noch bessere Ideen hervorgingen.


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Die Schüler fragten mich in den darauffolgenden Monaten mehrfach, ob mir das Ergebnis des Films bekannt sei, und waren hellauf begeistert, als ich verkünden durfte, dass ihre Mühe sich gelohnt hatte: Der Film ist mit dem 1. Preis der L.U.P.A. (Latinitati Vivae Provehendae Associatio e.V.) prämiert worden. Im Anschluss ist die Teilnahme am Wettbewerb per Evaluationsbögen von den Schülern überaus positiv beurteilt worden. Sie haben viel Spaß gehabt und die Tätigkeit kaum als anstrengend empfunden. Für die Schüler traten die morphologischen und lexikalischen Fortschritte in den Hintergrund. Dies lag sicher auch daran, dass nicht alle Schüler an der Spracharbeit beteiligt waren. Allgemein scheint besonders der motivationale Faktor der Kooperation und der Produktorientierung im Vordergrund gestanden und die Schüler animiert zu haben, viel Zeit und Anstrengung zu investieren. Zweifellos würden die meisten an einem derartigen Projekt wieder mitarbeiten.

Was bleibt für die Schüler? Das identitätsstiftende Erlebnis, gemeinsam etwas zu schaffen, die aktive Beschäftigung mit lateinischer Literatur, die Erfahrung, Latein zu sprechen und zu hören,  der Einblick in die Kultur des alten Rom und nicht zuletzt in Punkto Medienkompetenz ein Blick hinter die Kulissen der Welt des professionellen Filmgeschäfts.

Interessierten Kollegen sende ich den Film auf Wunsch als DVD gerne zu. Da die Musik nicht von uns stammt, sind wir nicht berechtigt, den Film zu verkaufen, aber dies war sowieso nicht vorgesehen. Urheberrechtlich besteht ohnehin wie bei allen Schülerprodukten das Problem, dass alle beteiligten Schüler einen Anspruch haben.

Harald Franz
Malteserstraße 38
53639 Königswinter
haraldfranz@gmx.de

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(1) Der Bundeswettbewerb schlägt jedes Jahr ein unverbindliches Thema vor.