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                                     Pegasus-Onlinezeitschrift VI/2+3 (2006), 13

Dietrich Stratenwerth

Lateinische Vokabeln in heutiger Gestalt

 

„Vernetzung“ heißt das moderne Schlagwort, und es ist ausnahmsweise ein sinnvolles Schlagwort. Vernetzung geschieht in den Köpfen unserer Schüler/innen aber nur dann ausreichend, wenn wir sie fördern. „Wer Latein gelernt hat, hat bessere Voraussetzungen andere Sprachen zu lernen“, sagt man zu Recht. Doch der Gewinn ist gering, wenn der Transfer nicht gezielt geübt wurde. „Aber die Zeit! Wer hat denn die Zeit im Unterricht dafür?“ Eine berechtigte Frage, doch bei dem Thema, das ich hier behandeln will, dem Vokabular, hat die Vernetzung einen auch für das Latein-Lernen unmittelbar nützlichen Effekt, nämlich die Festigung der immer viel zu wackeligen Vokabelkenntnisse. Man kann das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.

Die folgende Synopse ist aus den Übungen „Mutter Latein und ihre Töchter“ der „Ostia“-Lehrbücher von Klett hervorgegangen. Ich habe diese kleinen Listen von Vokabeln einzelner Lektionen zusammengefasst und in verschiedene „Richtungen“ erweitert: u. a. regelmäßig entsprechende Wörter aus dem Rumänischen und Rätoromanischen ergänzt (in den kleinen Übersichten der „Ostia“ finden sie sich nur sporadisch), Spalten für das Katalanische und das Galizische eingefügt und eine Reihe von Wörtern zugesetzt, durch die bestimmte Ableitungsregeln erkennbar werden. Damit sind nun alle romanischen Sprachen, die irgendwo Staatssprache oder offizielle Regionalsprache sind, die also den Schüler/innen an den Straßen auf Schildern, in Verkehrsmitteln als Hinweise, in Museen auf Beschriftungen oder in Tourismus-Büros als Flyer begegnen können, erfasst.(1)

Zwei romanische Sprachen, denen zu begegnen wohl die wenigsten Schüler/innen je Gelegenheit haben, seien hier dennoch honoris causa erwähnt. Die erste ist das Sardische, weil es manche Laute des Lateinischen getreuer bewahrt als die anderen romanischen Sprachen,(2) interessant vor allem die k-Aussprache des c vor hellen Vokalen in einer Region im Norden Sardiniens: z. B. kelu ( caelum), kena (← cena), kertu (← certus), kentu (← centum).(3) Meines Wissens gibt es überhaupt nur eine weitere Sprache, die – in Lehnwörtern – diesen archaischen Lautbestand des Lateinischen erhalten hat: das Deutsche.(4)

Als zweites sei das Provenzalische (Okzitanische) erwähnt, weil es in der Zeit der Troubadoure die erste europäische Literatursprache war, ohne deren Einfluss weder die Literatur der romanischen Sprachen noch der deutsche Minnesang denkbar wären. Es wurde durch die Zentralisierung Frankreichs zurückgedrängt;(5) nur durch gezielte Suche oder mit Glück findet man in Südfrankreich jemanden, der einem den bezaubernden Klang dieser Sprache lebendig machen kann.


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Einen Überblick über die Verbreitung der romanischen Sprachen in Europa zeigt die Karte 1.

Bei den z. T. aus sprachwissenschaftlichen(6) oder politischen(7) Gründen umstrittenen Bezeichnungen der Sprachen habe ich mich an dem offiziellen Sprachgebrauch der Europäischen Union orientiert.(8) Die Sprachgebiete sind in Flächenfarben angegeben, die Grenzen der amtlichen Staats- und Regionalsprachen durch Randfarben gekennzeichnet, soweit es nicht mehrere gleichberechtigte Nationalsprachen gibt wie in Belgien, Luxemburg und der Schweiz. Hier sind nur die Sprachgebiete als Flächen gekennzeichnet.

Die Weltkarte (Karte 2) zeigt die Staaten, in denen romanische Sprachen offizielle Staatsprachen sind. Umgangssprachen sind vor allem in Afrika, aber auch in vielen Gebieten der lateinamerikanischen Staaten die indigenen Sprachen. Dennoch hätte es die Römer wohl erstaunt, wenn sie erfahren hätten, dass ihre Sprache nach zweitausend Jahren vor allem in Weltgegenden weiterlebt, von deren Bewohnbarkeit oder überhaupt Existenz sie noch keine Ahnung hatten.

Die so entstandene Liste möchte ich nun allen zur Verfügung stellen. Hier im „Pegasus“, damit man sie leicht modifizieren kann. Denn eine solche Auswahl ist immer subjektiv und letztlich willkürlich, weshalb ich auf Fragen nach den Auswahlkriterien hier nicht weiter eingehe. Nur so viel: Ich habe mich fast durchweg an das dick gedruckte Lernvokabular von „Ostia altera I“ gehalten. Jede/r kann nun leicht löschen, was für bestimmte Absichten überflüssig ist, und ergänzen, was fehlt.

Da die Weiterentwicklung des Lateinischen nicht gerade ein Standard-Thema des Latein-Studiums ist, will ich im Folgenden für die, die sich damit noch nicht befasst haben, ein paar Anregungen geben.(9)

 

Beobachtungen an der Gesamtliste

Vor allem in der Oberstufe kann man die Liste (Word-Datei) im Ganzen betrachten lassen.

Zunächst ein paar statistische Aufgaben: Wie viele der Wörter und welche haben sich in allen betrachteten modernen Sprachen / in allen romanischen Sprachen erhalten? Wie viele „Lücken“ gibt es in den einzelnen Sprachen? Die meisten Lücken hat unter den romanischen Sprachen das Rumänische, das, im Norden und Süden von slawischen Sprachen umgeben, viele Wörter aus diesen übernommen hat.


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Um ein weiteres Maß der Ähnlichkeit zu ermitteln, markiert man alle Wörter, die dem Lateinischen (im Schriftbild) immer noch genau entsprechen. Dann die, die nur in einem Buchstaben (verändert, fehlend oder zusätzlich) abweichen. Diese kleine Übung dient nicht nur der statistischen Auswertung, sondern auch dazu, die Schüler/innen auf Parallelen aufmerksam zu machen, die sie, wie die Praxis zeigt, oft nicht erkennen, wenn auch nur ein Buchstabe fehlt wie z. B. bei katalan. faula aus fabula.

Es ist bezeichnend für die gewiss nicht überraschende Nähe zur Muttersprache, dass das Italienische die lateinischen Formen im Ganzen am treuesten bewahrt hat.(10) Am Fernsten ist das Französische, so dass für den Laien viele Wörter kaum aus dem Lateinischen ableitbar sind. Der Vergleich der Gesamttabelle kann hier manchmal helfen: Wer wird allein vom Schriftbild aus auf den Gedanken kommen, dass in école oder étude dieselben lateinischen Wörter stecken wie in Schule und Studium? Wer aber die Spalten für das Spanische, Portugiesische, Galicische oder Katalanische hinzunimmt, wird erkennen, dass in diesen Sprachen vor Doppelkonsonanten oft ein e- gesetzt wird („prothetisches e“), so dass sich das Wort leichter in die Satzmelodie einfügt. Ein für uns Deutsche mit unseren konsonantenreichen Wörtern nicht gerade zwingender Grund. Dieser Vorgang, in der heutigen Gestalt der genannten Sprachen noch klar nachvollziehbar, wurde im Französischen durch das Verschwinden des ersten der beiden Konsonanten verdunkelt.

Man sieht auch, dass die Vokale sich oft verändert haben, dass man also, um Parallelen zu erkennen, versuchsweise vor allem o und u, e und i, Diphthong und Einzelvokal und jeweils umgekehrt austauschen sollte.

In mehreren Sprachen kann man einen Wandel von b zu v bemerken, der sich für die morphologische Entwicklung als folgenreich erwies. Dadurch wurden b-Futur und v-Perfekt (amabitamavit) weitgehend ununterscheidbar und verschwanden beide. Andererseits ist zu sehen, dass die Einteilung der Verben in Konjugationen bis heute im Wesentlichen erhalten blieb, von denen die Stammvokale a, e, und i an den Infinitiven noch klar zu erkennen sind. Im Detail allerdings gibt es da mancherlei Verschiebungen, unterschiedlich in den verschiedenen romanischen Sprachen.

An vielen Beispielen vor allem der dritten Deklination wird deutlich, dass die Formen der Substantive und Adjektive sich nicht von den Nominativen, sondern von den obliquen Kasus ableiten. Scheinbar ist es oft der Ablativ (studio, arte), tatsächlich allerdings der Akkusativ (dessen -m verschwand), was man aber nur durch zusätzliche Informationen, etwa durch den spanischen Plural (causas, campos), erkennen kann. Daraus ist generell die Pluralbildung auf -s zu erklären. Den Menschen in den Provinzen, die Lateinisch ja in ihrer großen Masse nicht auf Schulen, sondern aus dem Gebrauch lernten, begegneten die obliquen Kasus, von denen schließlich allein der Akkusativ übrig blieb, viel häufiger als der Nominativ.


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Das Englische habe ich, dem Vorbild der „Ostia“ folgend, mit unter die „Töchter“ aufgenommen, weil alle Schüler/innen damit vertraut sind und hier sichtbar wird, wie viele Wörter es dem Lateinischen verdankt. Der Vergleich mit dem Französischen lässt aber z. T. noch erkennen, dass die aus dem Lateinischen ins Englisch gelangten Wörter meist aus dem Französischen übernommen wurden, als Folge der normannischen Eroberung, also mit einem Lautbestand, wie ihn das Französische vor 1000 Jahren hatte.

 

Technisches: Anpassung an den Lernstoff

Für Anfänger muss man die Übersicht ihren Vokabelkenntnissen anpassen.

Wer die „Ostia altera I“ benutzt, braucht nur den unteren Teil der Tabelle von der Lektion, bei der die Klasse sich befindet, zu löschen.(11) Zu beachten ist dabei allerdings, dass in den verschiedenen Auflagen des Lehrwerks manche Vokabeln in eine andere Lektion verschoben wurden.
Der Zufall hat ergeben, dass aus manchen Lektionen sehr viele Vokabeln auf der Liste erscheinen. Gerade bei diesen Lektionen ist es also lohnend, das Weiterleben der Wörter zu betrachten und als Lernhilfe zu verwenden.

Wer ein anderes Buch benutzt, sollte sich zunächst die lateinischen Wörter alphabetisch sortieren.(12) Dann ist es ein Leichtes, nach dem alphabetischen Verzeichnis des eigenen Lehrbuches die Lektionsnummern herauszusuchen, um die von mir eingegeben römischen Lektionsnummern der „Ostia altera I“ in der letzten Spalte durch arabische Zahlen zu ersetzen. Anschließend sortiere man die Tabelle erneut, diesmal nach der letzten Spalte, und hat nun die Reihenfolge der Lektionen des eigenen Buches.

Nach dieser Vorbereitung kann man lektionsweise (oder beim Wiederholen mehrere Lektionen zusammenfassend) die Tabelle nach Löschen der lateinischen Wörter in der vorletzten Spalte ausdrucken und die Schüler/innen die nun fehlenden lateinischen Wörter aus ihren romanischen Töchtern erschließen lassen. Nach dem Prinzip „learning by doing“ stützt diese Übung den Lernvorgang. Daneben erlaubt die Betrachtung auch solch kleiner Tabellen-Ausschnitte schon manche der hier angedeuteten Betrachtungen zur Entwicklung der romanischen Sprachen.


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Bedeutungswandel

Wenn man die Tabelle durch Löschen der übrigen Spalten weiter reduziert auf die Sprache(n), die die Schüler/innen selbst schon kennen, bieten sich auch Beobachtungen zu Aussprache und Bedeutungswandel an. Auf die Aussprache gehe ich hier gar nicht ein, weil man als Lehrer/in nur dann darauf zu sprechen kommen kann, wenn man selbst diese Aussprache beherrscht – und also dazu die Tabelle nicht braucht.

Im Folgenden beschränke ich mich deshalb auf einige Bemerkungen über Bedeutungswandel in den verbreiteten Schulsprachen Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch (ohne jedoch auf gelegentliche Hinweise zu anderen Sprachen zu verzichten, wenn es mir interessant erscheint).

 

Englisch

Bedeutungswandel ist vor allem für das Englische wichtig und sollte an Beispielen unbedingt besprochen werden, damit die Schüler/innen sich nicht falsche Wortgleichungen einprägen. Manch eine/r (vielleicht gerade die Englisch unterrichtenden Kolleg/inn/en) wird über einige Parallelen nicht glücklich sein, weil die angegebenen englischen Wörter zu obsolet sind und die Schüler/innen verwirren könnten. Ich habe dennoch alle Parallelen, die ich gefunden habe, angegeben, weil es einfacher ist, sie zu löschen, wenn sie einem missfallen, als sie selbst erst zu suchen, wenn man sie haben möchte.

Nicht selten hat das englische Wort nicht die (Grund)bedeutung des lateinischen, sondern eine übertragene oder spezielle Bedeutung, während der Grundbedeutung ein aus dem Germanischen hergeleitetes Wort entspricht. So heißt etwa to labour nicht arbeiten (= to work), sondern (in übertragener Bedeutung im Gespräch o. ä.) breitwalzen, corpse nicht Körper (= body), sondern Leichnam, language (nicht direkt von lingua, sondern von frz. langage) nicht Zunge (= tongue), sondern nur Sprache, cause neben Grund nicht Sache (im Allgemeinen) (= thing), sondern (Rechts-)Sache u.s.w. Im Englischen bedeutet to prove nur beweisen, (ebenso übrigens a proba im Rumänischen), nicht aber, wie in den anderen Sprachen das von lat. probare abgeleitete Wort, auch prüfen (= to examine) oder billigen (= to approve – vgl. frz. prouver – éprouver).

Es würde die Tabelle überlastet haben, wenn diese Bedeutungsunterschiede auch noch berücksichtigt worden wären. Bei den lateinischen Wörtern, aus denen in einigen Tochtersprachen zwei (oder sogar drei) verschiedene Wörter geworden sind, ist dies aber nicht ganz zu umgehen. Für rufen, schreien benutzt man im Englischen im Allgemeinen Wörter wie to call, to cry, to shout. Es gibt aber auch das vom Lateinischen abgeleitete to clamo(u)r.


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Von lat. clamare leitet sich daneben jedoch auch to claim (erfordern, beanspruchen) ab.(13)Ähnlich steht engl. feat, (vgl. port. und galic. feito, rumän. faptb) für Tat, aber engl. fact, (vgl. port. und galic. facto, rumän. fapt) für Tatsache. Wobei im Englischen wieder das aus dem Lateinischen stammende Wort feat für eine spezifischere Bedeutung, Heldentat, verwendet wird, während für die Tat im Allgemeinen das germanische deed dient.
Es ist wichtig, den Schüler/innen klar zu machen, dass die Tabelle solche Feinheiten nicht widerspiegeln kann.

 

Romanische Sprachen

Man sieht an den letzten Beispielen, dass auch in einer romanischen Sprache ein Wort nicht immer dasselbe bedeutet wie das lateinische Ursprungswort. Dabei unterscheidet sich die Entwicklung in den verschiedenen romanischen Sprachen z. T. deutlich.

Neben den oben schon erwähnten Beispielen(14) gibt es weitere Fälle, bei denen sich in den Folgesprachen aus einem lateinischen Wort zwei verschiedene Begriffe entwickelt haben z. B. frz. étude für Studium, aber studio für Arbeitszimmer (entsprechend port. estudo für Studium, estudio für Arbeitszimmer; vgl auch: rätorom. lieunga für Zunge, aber lingua für Sprache, katalan. fulla für Blatt vom Baum, full für Blatt Papier). Im Italienischen hat lavorare den Bedeutungsspielraum von lat. laborare im Wesentlichen bewahrt. Im Französischen heißt jedoch arbeiten im Allgemeinen travailler, im Spanischen trabajar (vgl. port. trabalhar, galic. traballar, katalan. treballar), während frz. labourer und span. labrar heute landwirtschaftliche Arbeit (pflügen) bezeichnen (auch port. laborar, galic. labrar und katalan. llaurar).(15)

An frz. cause, span. causa für Grund, aber fzr. chose, span. cosa für Sache ist erkennbar, wie das dem lateinischen ähnlichere, hochsprachliche Wort die übertragene, elaboriertere Bedeutung weitertrug, während die volkstümliche Aussprache (o statt au in der Umgangssprache schon am Ende der Republik belegt: Der Volkstribun, der eigentlich Claudius hieß, nannte sich Clodius, um volkstümlicher zu erscheinen) die konkrete Bedeutung kennzeichnete. Die in der Aussprache verschliffene (in den meisten romanischen Sprachen synkopierte) Form span. comprar, ital. comprare hat die Alltagsbedeutung kaufen; die unveränderte – von der der jeweiligen Sprache angepassten Infinitiv-Endung abgesehen – lateinische Form frz. comparer, span. comparar, ital. comparare behielt die abstraktere alte Hauptbedeutung vergleichen. Ähnlich scheint es bei frz. œuvre, span. obra für Werk, aber frz. opéra, span. ópera für Oper zu sein, doch stammt dies Wort auch im Deutschen nicht unmittelbar aus dem Lateinischen, sondern wurde aus dem Italienischen übernommen.


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Merkwürdig ist, dass in mehreren Sprachen das lateinische Wort frater nur noch in der Bedeutung Klosterbruder weiterlebt, während der leibliche Bruder im Spanischen (hermano) (vgl. port. irmão, galic. irman, katalan. germà) mit einem Wort bezeichnet wird, das im Lateinischen speziell den Bruder von denselben Eltern meint (germanus). Leichter nachvollziehbar ist, dass fratello im Italienischen sich von dem lateinischen Diminutiv ableitet.

 

Bedeutungen im Unterricht

Es ist also sinnvoll, um das Lateinische mit modernen, den Schüler/innen bekannten Sprachen zu vergleichen, eine Tabelle mit vier bzw. fünf Spalten (die zweite Spalte kann man bei Anfängern weglassen) zu benutzen:

lateinisches Wort
(Grundform)

Zusätze (z. B.: Stammformen, Genitiv und Genus, Wortart)

Deutsche Bedeutung(en) des lateinischen Wortes

Vom Lateinischen abgeleitetes modernes Wort

Bedeutung des modernen Wortes

laborare

 

arbeiten

labourer

pflügen

frater

fratris, m

Bruder

fraile

Mönch

Welche der Spalten die Schüler/innen ausfüllen sollen, hängt vom konkreten Unterrichtsziel ab. Im Lateinunterricht ist es gewöhnlich angebracht, sie die lateinischen Wörter finden (und schreiben!) zu lassen, mit Zusätzen und Bedeutungen. Also wird man in der Regel die modernen Wörter (vierte Spalte) vorgeben. Deren deutsche Bedeutungen sollten die Schüler/innen im Sinne der Vernetzung der Sprachen wieder selbst einsetzen, aus ihrer Kenntnis oder nachdem sie sie nachgeschlagen haben.(16)

 

Regeln des Lautwandels

Die Tabelle kann nur einen sehr groben Überblick über die Entwicklung zu den Romanischen Sprachen geben. Dennoch können an ihr konkrete Hilfen erarbeitet werden, die es erlauben, dass sich die Kenntnisse in den verschiedenen Sprachen gegenseitig stützen.

Für Sprachen, die die Schüler/innen parallel lernen oder auch solche, die sie vielleicht im nächsten Jahr zu lernen beginnen werden, ist es vor allem wichtig, bestimmte Gesetze des Lautwandels herauszufinden, die sie befähigen, Vokabelparallelen überhaupt als Lernhilfen zu erkennen. Für Schüler/innen ist es nicht unbedingt klar, dass in dem ital. chiudere das lateinische claudere weiterlebt.


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Leider gibt es fast für jede Regel auch Gegenbeispiele. D. h. die Regeln können Hilfen sein, um Wörter der Tochtersprachen mit lateinischen in Verbindung zu bringen. Man kann aber nicht gesetzmäßig das lateinische Wort rekonstruieren oder umgekehrt. Nach der Regel al au müsste aus lat. altus → frz. *aut geworden sein. Es wird aber unter dem Einfluss des deutschen hoch (genauer: seines altfränkischen Vorläufers) ein (heute stummes!) h hinzugefügt: haut, was die Schüler/innen umgekehrt auf lat. *haltus schließen ließe. Im Spanischen wird aus lat. exemplum span. ejemplo. Wenn wir nun die Regel xj aufstellen, bedeutet das leider nicht: Aus jedem lateinischen x wird ein spanisches j (Gegenbeispiel: lat. maximus → span. maximo), sondern nur: Aus einem lateinischen x kann ein spanisches j werden. Die Anwendung dieser Regeln bedeutet also Folgendes: Wenn du ein spanisches Wort mit j siehst, setze versuchsweise ein x dafür ein, und sieh, ob du dann ein lateinisches Wort darin erkennen kannst. Und weiter zur nächsten Regel lij (lat. mulier → span. mujer), also gleich der nächste Tipp: Wenn dich ein x zu keinem lateinischen Wort führt, versuche es auch einmal mit dem Einsetzen von li!

Dennoch ist es möglich, regelmäßige Bildungen als Aufgaben zu stellen, wenn man das Material entsprechend begrenzt. Wenn es z. B. in der Synopse mehrere Beispiele für eine Regel gibt, kann man die Regel nennen und genau die Wörter, die dieser Regel gehorchen, vorgeben, um aus lateinischen Wörtern romanische konstruieren zu lassen.
Das ist sogar im Französischen möglich. Ein Beispiel:

R e g e l:
-tia → -ce                       

A u f g a b e:
diligentia ?           violentia ?            sententia ?

gratia → ? wäre auch möglich, wenn es einen nicht stört, dass man den Akzent (grâce) ergänzen muss.
Man dürfte aber weder continentia ? noch bestia ? als Aufgabe geben, weil die Schüler/innen dann *continence (statt richtig: contenance) und, konsequent, aber leider ganz falsch *besce (statt richtig: bête) bilden würden.

Interessant und eine gute Übung für Intelligenz-Tests ist es, wenn nicht nur eine Regel in Frage kommt und auf ein Wort auch evtl. zwei Regeln angewandt werden müssen.
Ein Beispiel für Spanisch:

R e g e l n :
-re → -r                          
-us/-um → -o                             
o → ue                                      
K1 K2 - →eK1 K2 -    
(K bedeutet Konsonant)     

A u f g a b e:
studium ?            campus ?            corpus ?              sperare ?
cantare ?            clarus ?               portus ?              venire ?


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In diesem Fall dürfte man nicht probare ? verwenden, weil es zu *pruebar (statt richtig: probar) führen würden. Das zugehörige Substantiv heißt übrigens wirklich prueba.

Die hier gefundenen Regeln sind nämlich erstens zu einfach, sie müssten unter Berücksichtigung der historischen Betonungen, der Stellung des Lautes in der Silbe und im Wort usw. verfeinert werden, und zweitens sind Sprachregeln keine Naturgesetze, die keine Ausnahmen kennen. Das einmal ausdrücklich zu thematisieren kann für manche Schüler/innen, die mathematisch-naturwissenschaftlich präzise denken können und, manchmal unbewusst, unter der Ungenauigkeit der Sprachstrukturen leiden, hilfreich sein. Auf jeden Fall muss man den Schüler/innen sagen und an der Synopse zeigen oder am besten selbst finden lassen, dass solche Aufgaben nur dann sinnvoll sind, wenn man vorher die geeigneten Wörter herausgesucht hat. Sonst werden sie irgendwann entrüstet oder traurig feststellen, dass ihre schönen Regelkenntnisse in einem konkreten Fall nichts wert sind.

Wenn feststeht, dass die Schüler/innen in der nächsten Klasse mit einer romanischen Sprache beginnen oder sie damit schon begonnen haben, ist es sinnvoll, sie möglichst früh die Ableitungsregeln ermitteln zu lassen, damit sie von Anfang an ihre Vokabularien vernetzen können. Man gibt ihnen dann die Gesamttabelle, reduziert auf zwei Spalten: die Fremdsprache und das Lateinische, ohne Rücksicht darauf, welche Vokabeln sie schon kennen. Es geht in dieser Phase nur darum, die Regeln herauszufinden. Dabei mag das Prinzip gelten, dass eine Regel aus der vorliegenden Liste dann aufgestellt werden kann, wenn man mindestens drei Beispiele dazu findet. Wenn nur ein Teil der Klasse diese weitere Sprache lernt, sollte man bei der Gelegenheit von Gruppenarbeit nicht zögern, eine eigene Gruppe mit dieser speziellen Aufgabe zu bilden.

Wenn man auch den Aspekt der Bedeutungen und des Bedeutungswandels einbeziehen will, ist es im Hinblick auf das Einprägen der lateinischen Vokabeln angebracht, die Tabelle – in fünf Spalten, wie oben angegeben – auf die lateinischen Wörter zu beschränken, die die Schüler/innen schon kennen.(17) Bei Anfängern in der neuen Sprache stellt sich aber ein Problem: Wo finden sie die Bedeutungen der romanischen Wörter, wenn für die modernen Fremdsprachen nur einsprachige Wörterbücher zur Verfügung stehen? Wenn kein Klassensatz mit einem fremdsprachlich-deutschen Wörterbuch greifbar ist und auch nicht genügend Computer-Plätze zur Verfügung stehen, um das Internet dafür zu nutzen, bleibt nur die Möglichkeit einer Hausaufgabe, sofern sichergestellt ist, dass alle Schüler/innen zu Hause bereits ein entsprechendes Wörterbuch oder Internetzugang haben.


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Französisch

Im Französischen ist auf Grund der erwähnten starken Veränderungen gegenüber dem Lateinischen für Schüler/innen aus dem gegebenen Material nicht so leicht etwas zu finden. Immerhin können wir, die wir vom Lateinischen her kommen, der Académie Française danken, dass sie seit 1635 dafür sorgt, dass die Herkunft der französischen Wörter wenigstens im Schriftbild noch einigermaßen erkennbar bleibt – für alle, die Französisch lernen, auch die Franzosen selbst, allerdings eine schwierige Klippe. In voix kann jeder das lateinische vox erkennen. Aber was sollte ein/e kleine/r Lateiner/in mit [vwa] anfangen?

Die Académie Française führte den accent circonflexe ein, um lange Silben, die durch Kontraktion entstanden waren, zu kennzeichnen, das gilt insbesondere für den Ausfall von s. Auch wenn der Zirkumflex nicht nur auf ein ausgefallenes s verweist und auch keineswegs alle Kontraktionen durch ihn gekennzeichnet sind, können Latein-Schüler/innen, die Französisch lernen und auf ein Wort mit Zirkumflex stoßen, versuchen, ein s zu ergänzen, um dann vielleicht ein hilfreiches bekanntes lateinisches Wort zu finden. In der Liste wären das etwa croître, maître oder âpre.

Nach dem oben genannten Prinzip sind für das Französische z. B. folgende Regeln erkennbar: (Auch wenn es in der vorliegenden Synopse mehr Beispiele gibt, führe ich dennoch immer nur drei hier auf).
(K bedeutet Konsonant, V Vokal)

a → ai                     facere faire            clarus clair           pax paix 
al → au                   alter autre             salvus sauf          altus haut
au → o                   aurum or               causa chose         audere oser        
o → oi                    vox voix                 pondus poids        gloria gloire
c → ch                    cantare chanter     causa chose         canis chien
sp → esp                spatium espace      sperare espérer    species espèce
s K - → éK-             studium étude       schola école         scribere écrire
-ti V(m) → -ce         gratia grâce           spatium espace    diligentia diligence
-are → -er               cantare chanter    laborare labourer  probare prouver
-ere → -re               ridere rire             scribere écrire      vivere vivre
-ire → -ir                 venire venir          aperire ouvrir       consentire consentir


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Italienisch

Da das Italienische dem Lateinischen ähnlicher ist, sind die Abweichungen auffälliger und leichter Regeln zu entdecken. Z. B.

o → uo             schola scuola         bonus buono                     locus luogo
K1 K2 → K2K2  factum fatto         septem sette                     admirari ammirare
b → v               scribere scrivere    fabula favola                     laborare lavorare
Kl → Ki             planta pianta         plenus pieno                     flamma fiamma
cl → chi           clamare chiamare   clarus chiaro                     claudere chiudere
li → gli             folium foglio           filia figlia                           filius figlio
ti → z(i)           gratia grazia          oratio orazione                  diligentia diligenza
x → s(s)          exercitus esercito   maximus massimo exemplum esempio
-us/-um → -o  ferrum ferro           manus mano                    campus campo

 

Spanisch

Manche Lautwandel in der Entwicklung vom Lateinischen zum Spanischen entstellen das Schriftbild des Wortes so, dass die Beziehung nicht mehr erkennbar ist. Deshalb ist hier die Kenntnis solcher Regeln besonders wichtig, um als Spanisch lernender Lateiner (oder Latein lernender Spanisch-Kenner) die hilfreichen Beziehungen erkennen zu können.

e → ie                    centum ciento      ferrum hierro         dens diente         
o → ue                   portus puerto       mors muerte         corpus cuerpo
K V r → K r             littera letra           laborare labrar       opera obra
K1 K2 - → eK1 K2 - species especie     studium estudio    schola escuela     
Kl → ll                     clamare llamar     plenus lleno          flamma llama
c → g                      locus lugar           amicus amigo       secundus segundo
f → h                      facere hacer         ferrum hierro        folium hoja
li → j                      mulier ­ mujer       folium hoja           filius hijo
p → b                     supra sobre          aperire abrir          opera obra
t → d                     totus todo            orator orador         vita vida
ti → ci                    gratia gracia         spatium espacio    diligentia diligencia
x → j                     exercitus ejército  exercere ejercer    exemplum ejemplo
-us/-um → -o        clarus claro           manus mano         exemplum ejemplo
-re → -r                cantare cantar      credere creer         venire venir

 

Dietrich Stratenwerth
e-mail: stratenwerth@t-online.de


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(1) Portugiesisch ist Staatssprache in Portugal mit seinen Inseln im Atlantik und außerhalb Europas in einigen afrikanischen Staaten sowie in seiner brasilianischen Variante in Brasilien. In Timor Leste ist es zweite Amtssprache.
  Dem Portugiesischen ähnlich ist das Galizische, allerdings mit spanischer Orthographie geschrieben; genau genommen ist das Portugiesische als südlicher Dialekt in der Zeit der Reconquista aus dem Galizischen entstanden. Galizisch ist offizielle Regionalsprache in der nordwestspanischen Region um Santiago de Compostela.
  Spanisch, innerhalb Spaniens zum Unterschied zum Galizischen oder Katalanischen auch Kastilisch genannt, ist Staatssprache in Spanien einschließlich der Exklaven in Marokko und der Kanaren, in den meisten süd- und mittelamerikanischen Ländern bis einschließlich Mexiko und in Äquatorial-Guinea in Afrika.
  Katalanisch ist Staatssprache in Andorra und Regionalsprache in Katalonien, auf den Balearen und in seiner Variante als Valencianisch in der Region Valencia.
  Französisch ist die einzige offizielle Sprache Frankreichs einschließlich seiner Überseeterritorien und Monacos. Der Conseil Constitutionel erklärte 1999 eine von der Regierung in abgeschwächter Form eingebrachte Gesetzgebung im Sinne der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen des Europarates von 1992 für unvereinbar mit der französischen Verfassung, vgl. Patrick Schreiner, Staat und Sprache in Europa (Nationalstaatliche Einsprachigkeit und die Mehrsprachenpolitik der Europäischen Union), Frankfurt am Main, 2006 (Band 11 der Frankfurter Forschungen zur Kultur und Sprachgeschichte, 39,- €), S. 100; deshalb gibt es in Frankreich keine offiziellen Regionalsprachen. Französisch ist eine der Staatssprachen von Belgien, Luxemburg und der Schweiz. Außerdem ist es Regionalsprache im italienischen Aosta-Tal. Weiterhin verwenden eine größere Anzahl von Staaten in Afrika sowie Haiti Französisch als alleinige oder eine der Staatssprachen. Es ist eine der Nationalsprachen von Vanuatu in der Südsee und von Kanada, speziell Regionalsprache der Provinz Quebec.
Italienisch ist Staatssprache Italiens, San Marinos und eine der schweizerischen Nationalsprachen.
Die neben Deutsch, Französisch und Italienisch vierte, allerdings nicht ganz gleichberechtigt verwendete Sprache der Schweiz ist das Rätoromanische, eine der Regionalsprachen von Graubünden. Genau genommen gibt es dort fünf verschiedene bündnerromanische Idiome, für die 1982 eine gemeinsame Schriftsprache vereinbart wurde, die ich für diese Tabelle benutzt habe.
Rumänisch ist die Staatssprache Rumäniens sowie in seiner kyrillisch geschriebenen Variante auch Moldawiens. Moldawisch müsste also eigentlich auch eine eigene Spalte erhalten, wovon ich aber – die Moldawier mögen es mir verzeihen! – aus praktischen Gründen abgesehen habe.

(2) Edoardo Blasco Ferrer, Storia linguistica della Sardegna, Tübingen 1984, S. 23f.

(3) Für das Sardische gibt es bis heute keine normierte Schriftsprache, auch keine Tageszeitung oder sonstige Verwendung im öffentlichen Raum. Die Dialekte des Nordens (Logudorese) und des Südens (Campidanese), aber auch – innerhalb dieser Gebiete – einzelner Dörfer unterscheiden sich z. T. so stark wie unterschiedliche Sprachen. Wird das Wort für Himmel im einen Dorf kelu gesprochen, so heißt es in Nachbardörfern zeru, helu, celu oder gelu (vgl. Michel Contini, Étude de géographie phonétique et de phonétique instrumentale du Sarde, Alessandria 1987 – Atlas Karte 23).

(4) Vgl. Kaiser ( Caesar), Keller ( cellarium), Kirsche ( cerasum, cerasus), Kiste ( cista)


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(5) Peter Cichon, Sprachenpolitik in Frankreich, in: Eva Gugenberger, Mechthild Blumberg (Hrsg.), Vielsprachiges Europa (Zur Situation der regionalen Sprachen von der iberischen Halbinsel bis zum Kaukasus), Frankfurt am Main 2003, S.33ff.

(6) Ein Beispiel: Ob es sich bei den romanischen Minderheitensprachen im Alpenbereich um eine Sprache (Rätoromanisch oder Ladinisch genannt) mit verschiedenen Zweigen handelt oder um drei oder gar sieben bzw. acht verschiedene Sprachen einer Sprachgruppe, wird unterschiedlich beurteilt.

(7) Für die italienischen Regierungen war bis zu der nach dem Zweiten Weltkrieg allmählich einsetzenden Liberalisierung der Sprachenpolitik das Dolomitenladinisch ein italienischer Dialekt (Robert Tanzmeister, in: Gugenberger, Mechthild Blumberg a.a.O. S. 109f). Damit konnte begründet werden, dass Südtirol zu Italien gehöre, weil auch dort Italienisch gesprochen werde. Die Südtiroler Volkspartei dagegen suchte in den Ladinern Verbündete für ihre Autonomieforderungen und hob die Eigenständigkeit dieser Sprache hervor. So ist es zu erklären, dass bis heute das Ladinische in der Provinz Bozen eine in Schule, Medien und Verwaltung deutlich gesichertere Stellung hat als in den angrenzenden Provinzen Trento und vor allem Belluno. Wer sich für die genaue Rechtslage dieser und der anderen auf der Karte verzeichneten kleineren romanischen Sprachen interessiert, kann dazu unter http://www.uoc.es/euromosaic/web/homean/index1.html
  die Quintessenz eines offiziellen Berichtes der EU über die Situation der Minderheitensprachen abrufen (Euromosaic).
  Ob die einen das Walachische (Zinzarische, Aromunische) als rumänischen Dialekt auffassen (sie nennen die Sprecher Mazedo-Rumänen), andere dagegen als eine eigenständige Sprachgruppe der östlichen Romania (Kutzo-Walachen), sagt, wie der Euromosaic-Bericht feststellt, mehr über die Nationalität der Autoren als über den aktuellen Forschungsstand aus.

(8) An dem in Anm. 7 genannten Euromosaic-Bericht.


                                     Pegasus-Onlinezeitschrift VI/2+3 (2006), 26

(9) Im Übrigen verweise ich auf einige allgemeinverständliche und unterrichtsbezogene Veröffentlichungen. Bei noch lieferbaren Büchern habe ich den Preis (I/2006) dazugesetzt.

Thomas Brückner, Von Romulus zu Berlusconi – Latein und seine Tochtersprachen
  in: Forum Classicum (hrsg. vom Deutschen Altphilologenverband) 4/2004, S. 271-73:
  eine knappe erste Einführung in die Thematik.

Carl Vossen, Mutter Latein und Ihre Töchter, ab 1972 als Fischer-Taschenbuch (andernorts auch unter dem Titel „Latein – Muttersprache Europas“ veröffentlicht), zuletzt im Stern-Verlag Janssen, 1999 (€ 19,80):
  eine informationsreiche und verlässliche Plauderei über viele Aspekte des Nachlebens der lateinischen Sprache in Europa.

Werner Nagel u. a., Latein, Brücke zu den romanischen Sprachen (Entwicklungslinien, Sprachregeln, Texte, Übungen). Band 41 der Reihe „Auxilia“ des Buchner-Verlages, Bamberg, 1997:
  eine Aufsatzsammlung, in der von der Skizzierung der Sprachgeschichte ausgehend konkrete Unterrichtsmittel für Italienisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch vorgestellt werden.

Werner Nagel, Latein und romanische Sprachen (Ihre Vernetzung in Unterrichtseinheiten). Band 51 der Reihe „Auxilia“ des Buchner-Verlages, Bamberg, 2003 (€ 20,30):
  eine Fülle von unterrichtspraktischem Material zur Vernetzung von Spanisch, Portugiesisch, Italienisch und Französisch – und z. T. auch Englisch; nach interessanten Aspekten geordnet.

Michael Mader, Lateinische Wortkunde für Alt- und Neusprachler (Der lateinische Grundwortschatz im Italienischen, Spanischen, Französischen und Englischen), Stuttgart (Kohlhammer) 1979, 32005 (€ 13,00):
  eine umfangreiche Synopse (nach Verlagsangabe fast 1600 Wörter) lateinisch – deutsch – italienisch – spanisch – französisch – englisch. Mit knapper, aber präziser und informativer Einleitung zu wichtigen Aspekten der Sprachentwicklung, auch mit Berücksichtigung des Deutschen und des Griechischen. Diese Synopse erlaubt es sehr bequem, die hier von mir vorgelegte Liste in Bezug auf die gängigen Schulsprachen zu ergänzen.

Die ersten Lateinstunden („Altsprachlicher Unterricht“ der Verlage Friedrich und Klett Heft 3/2001):
u. a. Beispiele für erste Stunden in Anknüpfung an das Englische bzw. Französische.

Latein und Romanische Sprachen („Altsprachlicher Unterricht“ der Verlage Friedrich und Klett Heft 4/2005):
  unterrichtsbezogene Aufsätze zum Französischen, Italienischen und Spanischen.

(10) Übrigens auch die Pluralbildung der o-Deklination auf -i und der a-Deklination auf -ae, abgeschwächt zu -e

(11) Rest der Tabelle markieren, dann „Tabelle“ – „Löschen“ – „Zeilen“.

(12) „Tabelle“ – „Sortieren“ – „Sortierschlüssel = latein.“


                                     Pegasus-Onlinezeitschrift VI/2+3 (2006), 27

(13) Wenn ich dies in der Tabelle mit span. clamar (auch port. galic. und katalan.) parallelisiere, darf man das nicht so verstehen, dass das romanische Wort genau denselben Bedeutungsumfang hat wie to claim, sondern nur, dass im Bedeutungsfeld etwas Gemeinsames ist, nämlich, dass der fordernde Charakter der Äußerung im Vordergrund steht, während mit engl. to clamo(u)r auch eine bloß lautstarke Äußerung gemeint sein kann wie in span. llamar (vgl. port., galic. chamar). To clamo(u)r for …bedeutet aber wiederum lautstark nach etwas verlangen, was sich wieder mit span. clamar überschneidet.

(14) frz. prouver/éprouver und span. llamar/clamar (port., galic. chamar/clamar – ebenso schon oben port. und galic. feito/facto, rumän. faptb/fapt)

(15) Span. labrar ist zusätzlich teilweise synonym mit span. laborar, das auch auf ein Ziel hinarbeiten heißen kann. (Katalan. laborar hat eine ähnliche Bedeutung, es gibt aber im Katalanischen noch ein drittes von lat. laborare abgeleitetes Verb, nämlich llavorar mit der Bedeutung ausmeißeln, [Metall] treiben, vgl. port. lavrar).

(16) In die letzte Spalte geben sie, wenn sie es gewohnt sind, statt einer deutschen Bedeutung passende fremdsprachliche Definitionen ein.

(17) Man sollte nicht glauben, dass es Sinn hätte, sie ruhig auch zu bisher neuen lateinischen Vokabeln die Parallelen heraussuchen zu lassen. Die Hoffnung, dass sie sich daran in drei oder zwölf Lektionen, wenn die Vokabeln im Lernstoff auftauchen, noch erinnern werden, ist eitel.