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                                       Pegasus-Onlinezeitschrift IV/1 (2004), 107

Einführung in die Metrik
Ein Lernzirkel mit prosodischem Vorkurs

erarbeitet in einem Fachseminar Latein
(1. Schulpraktisches Seminar Charlottenburg-Wilmersdorf, Berlin)

von Claudia Beckmann, Hans Dohm, Annette Gerlich, Gunther Haußknecht, Margarethe Jost, Markus Kräutlein, Kerstin Ludwig, Tobias Möritz, Paul Mollenhauer, Rolf Oltmanns, Meike Onken, Gwen Pache, Maria Schlüter, Dr. Viviane Schmit-Neuerburg, Julia Spyra, Leitung: Martin Schmalisch (Hrsg.)

Vorwort

Der vorliegende Lernzirkel ist das Ergebnis der mehrwöchigen Entwicklung und Erprobung einer Unterrichtseinheit zur Einführung in die Metrik in einem Grundkurs Latein (3. Fremdsprache), an einem Berliner Gymnasium. Gesucht wurde nach einem Konzept, das es den Schülerinnen und Schülern ermöglichen sollte, sich metrische Grundkenntnisse für die Lektüre lateinischer Hexameter selbstständig und handlungsorientiert zu erarbeiten – die im Seminar bereits behandelte Form des Lernzirkels schien sich hierfür besonders zu eignen. Viel Diskussionsstoff enthielt allerdings die Frage, ob der Lerngruppe ein akzentuierendes oder quantitierendes Lesen vermittelt werden sollte: Eine eindeutige Entscheidung war auf der Grundlage der entsprechenden Fachliteratur nicht möglich, da beide Varianten Befürworter und Gegner haben; dennoch konnten wir nach eingehender Erörterung zunächst mehr Argumente für ein quantitierendes Lesen finden, das auch von der Mehrzahl der Seminarteilnehmer für sinnvoller erachtet wurde. Als jedoch auf Wunsch der verbliebenen Skeptiker ein Referendar sehr gekonnt das Proöm der Metamorphosen quantitierend vortrug, wurde uns allen schließlich klar, dass eine so anspruchsvolle Form des Vortrags den Schülerinnen und Schülern – zumindest zu Beginn der geplanten Ovid-Lektüre – nicht zu vermitteln ist und allenfalls ein langfristiges Ziel sein kann.

Nach geringfügiger didaktischer Reduktion, durch die – da leicht nachträglich en passant einzuführen – die Zäsuren, der Begriff der Synaloephe, die Iamben- und die metrische Endsilbenkürzung zunächst unberücksichtigt blieben, wurden die ursprünglich sechs Stationen arbeitsteilig erstellt und in einem relativ leistungsschwachen, semesterübergreifenden Grundkurs erprobt, der gerade die Cicero-Lektüre abgeschlossen hatte und (nach der Erarbeitung der Biographie Ovids auf der Basis von Trist . IV, 10) in die Lektüre ausgewählter Metamorphosen einsteigen sollte. Dabei zeigte sich sehr schnell, dass Allgemeinbildung und Sprachgefühl der meisten Lerner nicht ausreichten, um in angemessener Zeit Station 1 („Prosodie“) zu bewältigen – unzählige Fragen mussten in den Kleingruppen mit Hilfe der ursprünglich nur als Beobachter anwesenden Referendare geklärt werden, so dass das Prinzip des Lernzirkels ad absurdum geführt wurde. Bei der Stundenanalyse kamen wir deshalb zu der Entscheidung, den Umfang der in Station 1 enthaltenen Übungen zu reduzieren und diese in eine Art „prosodischen Vorkurs“ einzubetten, der unmittelbar vor Einstieg in den Lernzirkel unter Anleitung der Lehrerin/des Lehrers vermittelt wird. Dieses veränderte Konzept (Einführung im gelenkten Unterrichtsgespräch + Lernzirkel bestehend aus fünf Stationen) wurde von meiner Frau in ihrem Grundkurs (ebenfalls 3. Fremdsprache) an einem anderen Berliner Gymnasium erfolgreich erprobt.

                                       Pegasus-Onlinezeitschrift IV/1 (2004), 108

Einige praktische Hinweise: Der Zeitbedarf für diese Unterrichtseinheit liegt bei etwa zwei Doppelstunden. Dass in so kurzer Zeit nur ein relativ detailliertes Überblickswissen, nicht aber eine Sicherheit in seiner Anwendung erzielt werden kann, liegt auf der Hand – die in so geballter Form vermittelten Kenntnisse müssen während der Lektüre lateinischer Dichtung eingeübt und gefestigt werden, bis die Schüler in der Lage sind, Hexameter fehlerfrei zu analysieren und zumindest akzentuierend zu lesen. Die einzelnen Stationen berücksichtigen den optischen, den akustischen und den haptischen Eingangskanal, um dieses doch recht ‚kopflastige' Thema sinnfällig zu machen; auch bei der Art der Ergebniskontrolle waren wir um Abwechslung bemüht. Das beigefügte Material ist nahezu vollständig und darf für Unterrichtszwecke kopiert werden; lediglich die Tonaufnahme für Station 4 muss selbst erstellt und für die eigene Lerngruppe angepasst werden, da die Aussprache des Lateinischen leider noch immer regional variiert.

Unser Dank gilt meinem eigenen Lateinlehrer, Herrn Dr. Werner Simon, für die gelungene Zusammenfassung der lateinischen Metrik, auf denen die „Grundbegriffe der lateinischen Verslehre“ beruhen, und natürlich den Schülerinnen und Schülern meines Grundkurses, die uns durch ihre natürlichen Reaktionen zu wertvollen Erkenntnissen verholfen haben.

Martin Schmalisch
Fachseminarleiter Latein
E-mail: martin.schmalisch@web.de


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•  Einstieg und Vorkurs (1,8 MB)
•  Station 1 (0,7 MB)
•  Station 2 (0,2 MB)
•  Station 3 (0,2 MB)
•  Station 4 (0,1 MB)
•  Station 5 (Teil A) (0,2 MB)
•  Station 5 (Teil B) (0,1 MB)
•  Station 5 (Teil C) (0,1 MB)
•  Grundbegriffe der Verslehre (0,4 MB)